Solarthermie und Wärmepumpen versorgen Solardorf in Hessen

Ab dem 20. September 2025 wird Bracht, ein Ortsteil von Rauschenberg in Mittelhessen, Hessens erstes „Solardorf“. In Zukunft erhalten knapp 200 angeschlossene Gebäude eine Wärmeversorgung, die zum Großteil auf Solarwärme basiert. Denn 70 Prozent der benötigten Wärme produziert eine knapp 12.000 Quadratmeter große Solarkollektor-Anlage. Die Solarthermie-Anlage hat eine Leistung von 8,4 Megawatt und ist mit einem Erdbeckenspeicher sowie zwei Wärmepumpen kombiniert. Bis zum Winter 2025 will man die knapp 200 Gebäude in Bracht an das Nahwärmenetz anschließen. Die Investitionskosten für das Gesamtprojekt in Bracht betragen rund 16,3 Millionen Euro.
Der Anschluss an das Nahwärmenetz bedeutet einen erheblichen Modernisierungsschub für die Anwohnerinnen und Anwohner in Bracht. Der gesamte Gebäudebestand wird nach Fertigstellung des Projekts bereits die Klimaschutzziele für 2045 erfüllen – nach nur zwei Jahren Bauzeit und ohne teure und aufwändige Dämm- und Sanierungsmaßnahmen an den Häusern. Dabei ist die bauliche Struktur Brachts typisch für viele Dörfer und Ortsteile in Deutschland. Der überwiegende Teil der Gebäude ist vor 1980 erbaut, ein Viertel sind gar Fachwerkhäuser. Somit sind die Möglichkeiten einer energetischen Gebäudesanierung oft eingeschränkt – der gemeinschaftliche Umstieg von Öl auf regenerative Wärme löst dieses Dilemma und könnte als Vorbild für viele weitere Projekte dienen. Aufgrund absehbar steigender Öl- und CO₂-Preise und verfügbarer Fördergelder dürfte sich das Projekt laut Branchenverband BSW-Solar binnen weniger Jahre bezahlt machen.
Solarthermie und Wärmepumpen in Eigenheimen und Mehrfamilienhäusern
Doch nicht nur mit solaren Großprojekten wie in Bracht, sondern auch dezentral in Eigenheimen und Mehrfamilienhäusern ist die solare Wärmewende realisierbar und auch wirtschaftlich attraktiv. Taco Holthuizen, Professor von der Berliner Hochschule für Technik ist davon überzeugt, dass sich durch eine Optimierung von Gebäude- und Haustechnik die Investitionen und Energiekosten eines Gebäudes häufig senken lassen. „Werden Solarthermie und Wärmepumpen klug miteinander kombiniert, so können sie helfen, Bau- und Energiekosten bei Neubauten und der Sanierung älterer Gebäude deutlich zu reduzieren“, so Holthuizen.
Auch nach Einschätzung der Energieberaterin Birgit Abrecht sollte man diese Alternative vor einer baulichen Vollsanierung ernsthaft in Betracht ziehen. „Denn häufig ist das Budget limitiert oder aufgrund der Gebäudestruktur eine Dämmung nur eingeschränkt oder mit hohem Aufwand möglich“, sagt Abrecht. Ein individueller Sanierungsfahrplan für Planungssicherheit sei deshalb ebenso wichtig wie die Wahl eines erfahrenen Installateurs. Denn oft werde aus Unkenntnis oder Bequemlichkeit von einer Solarthermie-Anlage abgeraten.
Solarthermie oft kostengünstigste Maßnahme zur Einsparung von Heizkosten
Taco Holthuizen weist schließlich noch auf einen besonderen Vorteil für den Fall hin, wenn man Solarthermie-Anlagen mit Erdwärmepumpen kombiniert: „Das System kann nicht nur kostengünstig Solarwärme vom Sommer für den Winter speichern. Im Sommer kann es gleichzeitig passiv Kälte für die Gebäudeklimatisierung bereitstellen. Angesichts des Klimawandels ist dies ein wertvoller Zusatznutzen.“
In Deutschland sind inzwischen rund 2,6 Millionen Solarwärme-Anlagen in Betrieb. Noch ist die Kombination der Solarthermie mit Wärmepumpen jedoch eher eine Ausnahme. Nach Einschätzung von Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft, könnte sich dies jedoch bald ändern. „Die kostengünstigste und wirtschaftlichste Maßnahme zur Einsparung von Heizkosten ist in der Regel die Ergänzung einer solarthermischen Anlage zur bestehenden oder neuen Heizung. Thermische Solarkollektoren erhöhen auch die Effizienz und Lebensdauer von Wärmepumpen. Das spart Energiekosten und unter Umständen auch notwenige Investitionen in den baulichen Wärmeschutz“, so Körnig.
Ein unter redaktioneller Mitarbeit des Fraunhofer-Instituts für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik produzierter Film zur Verbraucherinformation zeigt, wie sich durch die Nutzung von Solarkollektoren die Effizienz von Wärmepumpen steigern, die Kosten für Wärmedämmung reduzieren und Solarthermie sogar zur sommerlichen Gebäudekühlung nutzen lassen. Der Film zur Kombination Solarthermie und Wärmepumpen ist unter diesem Link zu finden.
Quelle: BSW-Solar | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH