Verteilnetz-Digitalisierung stagniert: Neue Studie von envelio und energate 2025
Foto: gopixa / stock.adobe.comHintergrund ist die zunehmende Komplexität der Energieinfrastruktur im Zuge der Energiewende: Durch den Ausbau der erneuerbaren Energien wird die Stromversorgung dezentraler und volatiler. Hinzu kommen neue Lastspitzen etwa durch den Anschluss privater Ladepunkte oder Wärmepumpen. Der Wandel stellt Netzbetreiber:innen vor neue Herausforderungen.
Um die Stromnetze während der Transformation effizient überwachen, steuern und planen zu können, ist ein hohes Maß an Digitalisierung und Automatisierung erforderlich. Doch inwieweit ist dies den Verteilnetzbetreiber:innen in Deutschland, Österreich und der Schweiz bereits gelungen? envelio und energate haben es mit der Studie in Erfahrung gebracht:
Interne Faktoren bremsen die digitale Transformation nach wie vor
Im Vergleich zum letzten Jahr stagniert der Grad der Digitalisierung bei den befragten Netzbetreiber:innen. Zudem ist weniger als ein Zehntel weitgehend automatisiert. Einen digitalen Zwilling setzen weniger als die Hälfte der Netzbetreiber:innen ein.
Rund 72 Prozent der deutschen Netzbetreiber:innen geben an, künstliche Intelligenz zu nutzen. Allerdings bleibt diese in der Regel auf Pilot- oder Analyseprojekte beschränkt. Eine systemische Einbindung in operative Steuerungsprozesse ist noch nicht erfolgt. Das volle Potenzial digitaler Lösungen und KI wird demnach noch immer nicht ausgeschöpft.
Woran hakt es bei der Digitalisierung noch?
Wie schon die erste, zeigt auch die zweite Umfrage, dass es vor allem interne und weniger externe Umstände sind, welche die digitale Transformation ausbremsen. Die technische Integration digitaler Systeme bereitet den Befragten Schwierigkeiten. Zudem mangelt es an internem Know-how und – seit diesem Jahr deutlich mehr – Expertise zur IT-Sicherheit.
Fehlende Transparenz und Datenintegration im Niederspannungsnetz
Das Niederspannungsnetz (NS-Netz) erweist sich erneut als kritischer Punkt. Die Umsetzung von § 14a und § 12 EnWG ist nach wie vor ausbaufähig. Lediglich 4 Prozent beziehungsweise 9 Prozent der befragten Netzbetreiber:innen haben diese Vorgaben vollständig umgesetzt. Etwas weiter ist die Branche bei der Einspeisung nach § 9 EEG, wo immerhin 11 Prozent eine vollständige Umsetzung melden. Auch hier bleibt die Mehrheit noch weit vom Ziel entfernt. Dennoch geht ein Großteil der Netzbetreiber:innen davon aus, die Vorgaben zur Steuerung bald umzusetzen.
Potenziale der Digitalisierung nutzen
Die Studie zeigt, dass Netzbetreiber:innen längst begriffen haben, welche essenzielle Rolle Digitalisierung und Automatisierung künftig für Netzbetrieb und -planung spielen. Immer mehr von ihnen arbeiten daran, ihren Betrieb umzustellen, neuzudenken und digitale Technologien – wie etwa einen digitalen Zwilling oder künstliche Intelligenz – einzusetzen beziehungsweise deren Einsatz vorzubereiten. Gebremst wird dieser Prozess jedoch nach wie vor von strukturellen, weniger von technischen Hindernissen.
Stimmen der Verantwortlichen
Dr. Simon Koopmann, CEO von envelio, sagt: „Transparenz, Automatisierung und eine Flexibilisierung der Netze sind Schlüsselkomponenten für eine kosteneffiziente Energiewende. Die Ergebnisse unserer zweiten Studie zeigen, dass nach wie vor Handlungsbedarf besteht.” Die Umsetzung eines digitalen Zwillings ihres Netzes sollte bei jeder Netzbetreiberin als No-regret-move umgesetzt werden, um dann Nutzen aus der Digitalisierung durch automatisierte Prozesse zu heben.
Martin Schraa, Mitglied der Geschäftsleitung bei energate, ergänzt: “Die Neuauflage unserer Studie zeigt: Die Digitalisierung der Netzstrukturen ist kein isoliertes Projekt, das auf einen klaren Abschluss zusteuert. Vielmehr handelt es sich um eine Daueraufgabe, die neue Prozesse und ein neues Mindset im Netzbetrieb erfordert.”
Die Studie zur Digitalisierung in den Verteilnetzen basiert auf einer Befragung von 130 Fach- und Führungskräften bei Verteilnetzbetreiber:innen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Kurze Zusammenfassung der Studie
- Bei den Netzbetreiber:innen des DACH-Raums stagniert die Digitalisierung der Energieinfrastruktur; die Automatisierung kommt langsam voran.
- Interne Umstände wie etwa fehlendes Know-how oder Zweifel bezüglich der IT-Sicherheit bremsen die digitale Transformation mehr aus als externe Faktoren.
- Umsetzung von regulatorischen Vorgaben steht noch am Anfang: Lediglich 4 % der Netzbetreiber:innen haben § 14a EnWG, 9 % den § 12 EnWG und 11 % den § 9 EEG bereits vollständig umgesetzt.
Die vollständige Studie 2025 können Sie hier herunterladen: Digital Grid Insigths 2025.
Quelle: envilio GmbH | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH