Analyse: Dunkelflauten bleiben selten – trotz Ausbau erneuerbarer Energien

Dunkelflauten in Deutschland treten laut Analyse von 1KOMMA5° nicht häufiger auf. Grafik zeigt Anzahl der Dunkelflauten in Deutschland zwischen 2016 und 2025.Grafik: 1KOMMA5° GmbH
Dunkelflauten in Deutschland treten laut Analyse von 1KOMMA5° nicht häufiger auf.
Dunkelflauten in Deutschland sind in den vergangenen zehn Jahren nicht häufiger geworden, obwohl Wind- und Solarenergie deutlich ausgebaut wurden. Das zeigt eine datenbasierte Analyse der 1KOMMA5° GmbH, die für Energiewirtschaft und Netzbetrieb relevant ist.

Analysezeitraum und Datengrundlage zu Dunkelflauten in Deutschland

In den vergangenen zehn Jahren kam es nicht zu einer Häufung sogenannter Dunkelflauten. Das ist das Ergebnis einer Analyse von 1KOMMA5° von rund einer Million Datenpunkten zur Energieerzeugung aus Wind- und Solar zwischen 2016 und 2025.

Der Begriff Dunkelflaute ist nicht eindeutig definiert. Er beschreibt in der Regel Phasen, in denen die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Dadurch wird kaum oder kein Strom aus Wind- oder Solarkraftanlagen ins Stromnetz eingespeist. Zwischen 2016 und 2025 kamen solche Ereignisse, die mindestens 48 Stunden andauerten, im Schnitt dreimal pro Jahr vor. Das Maximum wurde mit fünf Dunkelflauten 2021 verzeichnet, 2025 waren es vier (Datenquelle: Fraunhofer ISE).

„Trotz Ausbau erneuerbarer Energien sind Dunkelflauten in den vergangenen zehn Jahren nicht häufiger geworden“, sagt Jannik Schall, Produktchef von 1KOMMA5°. „Wenn Wind und Sonne in Deutschland schwächeln, wird das Defizit zum Beispiel durch Reservekraftwerke, Speicher oder Strom aus anderen europäischen Ländern ausgeglichen.“

Strommarkt: Zunahme negativer Preise statt häufiger Dunkelflauten

Fast sechsmal so viele Negativpreisstunden wie vor zehn Jahren
Ein anderes Phänomen tritt dafür deutlich häufiger auf: negative Strompreise. Während über das gesamte Jahr 2016 nur in 97 Stunden Negativpreise an der Leipziger Strombörse auftraten, waren es 2025 schon 573. Das ist ein Anstieg um fast das Sechsfache. (Datenquelle: Bundesnetzagentur)

„Negative Strompreise durch ein Überangebot an Wind- und Solarenergie zeigen das Potenzial, das erneuerbare Energien für günstigen Strom in Deutschland haben. Das Problem ist, dass eine schwankende Energieerzeugung auf ein starres Stromnetz trifft“, sagt Jannik Schall. Hohe Ausgleichskosten seien die Folge. Diese werden auf alle Verbraucher:innen etwa durch das Hochfahren von Gaskraftwerken umgelegt. “Je besser wir Strom speichern, verteilen und flexibel nutzen, desto günstiger wird Strom für alle“, ergänzt Schall.

Grafik: 1KOMMA5° GmbH

Detailanalyse 2025: Dauer, Häufigkeit und Preiseffekte von Dunkelflauten

Längste Dunkelflaute 89 Stunden lang, aber über 1.000 Stunden Strom für einen Cent oder weniger je Kilowattstunde
Eine Detailanalyse für 2025 zeigt, dass auch kürzere Dunkelflautenereignisse mit mindestens 24 Stunden Länge ein seltenes Phänomen sind. Über das gesamte Jahr traten lediglich sieben solcher Phasen auf, ausschließlich in den Wintermonaten Januar, Februar, November und Dezember. Die längste Dunkelflaute wurde im Februar mit rund 89 Stunden gemessen. Alle Dunkelflautenereignisse zusammen dauerten 407 Stunden.

Wind- und Solarstromerzeugung hat dabei einen starken Einfluss auf den Börsenstrompreis. In den Sommermonaten, wenn vor allem die Solaranlagen viel Strom lieferten, gab es Hunderte Stunden, in denen Strom an der Börse nur einen Cent oder weniger je Kilowattstunde kostete. Allein im Juni waren es fast 200 Stunden, im Gesamtjahr sogar 1.026. Dafür stieg der Strompreis an der Börse, wenn die Sonne nicht schien und der Wind nicht wehte. Während der Dunkelflautenereignisse war Strom 2025 bis zu 73 Prozent teurer als in den Phasen dazwischen.

Dunkelflauten Deutschland Detailanalyse
Grafik: 1KOMMA5° GmbH

Laut Schall könnten Verbraucher:innen in Deutschland von günstigen oder sogar negativen Börsenstrompreisen profitieren. Er sagt: „Mit einem dynamischen Stromtarif, Batteriespeicher und intelligenter Steuerung kann Strom zu günstigen Zeitpunkten eingekauft, genutzt und gespeichert werden. Gleichzeitig weicht man Höchstpreisen wie in Dunkelflauten gezielt aus, indem man zwischengespeicherten Strom nutzt.” Strombezug und Verbrauch könne automatisch an Wind und Sonne angepasst werden. Dies reduziere die jährliche Stromrechnung um Hunderte Euro und entlaste gleichzeitig das Gesamtsystem.

Quelle: 1KOMMA5° GmbH | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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