Preise für Photovoltaik-Module stagnieren
Grafik: Talaj / stock.adobe.comDie Preise für Photovoltaik-Module im Dezember 2025 stagnieren auf niedrigem Niveau. Das geht aus dem Photovoltaik-Modulpreisindex hervor, den der Solarserver in Zusammenarbeit mit der Handelsplattform pvXchange präsentiert. „Es scheint ein Niveau erreicht worden zu sein, bei dem es nach unten keinen Platz für Preissenkungen mehr gibt“, sagt pvXchange-Geschäftsführer Martin Schachinger. Doch angesichts der kontinuierlich fallenden Marktpreise entsteht jedoch ein Preisdruck, der qualitativ hochwertige Produkte nur noch eingeschränkt zulässt. So fürchtet Schachinger, dass die Qualität von Photovoltaik-Anlagen leidet, wie er in seinem folgenden Gastkommentar schreibt.
Die Qual der Produktauswahl
Eine Binsenweisheit: nicht immer setzt sich das beste Produkt durch, oft genug ist es das wirtschaftlichste. Denn eine Entwicklung kann noch so gut, das dahinterstehende Konzept noch so durchdacht sein – wenn es dann niemand kauft, weil der Preis zu hoch oder die Handhabung zu umständlich ist, wird ein solches Produkt auf längere Sicht keine Chance haben. Ich will damit aber nicht behaupten, dass immer das billigste im Markt erhältliche Produkt das Rennen macht. Bei Solartechnik ist es die Ausgewogenheit zwischen Preis, Qualität und Handhabung, die einen Artikel zum Verkaufsschlager macht. Immerhin wird eine Photovoltaik-Anlage für einen Nutzungszeitraum jenseits der 20 Jahre geplant und gebaut.
Dies berücksichtigend, müssten Hersteller ihre Solarmodule mit hochwertigeren Materialien und dickeren Gläsern ausstatten, Wechselrichter und Energiespeicher mit langlebigerer Elektronik. Angesichts der kontinuierlich fallenden Marktpreise entsteht jedoch ein Preisdruck, der qualitativ hochwertige Produkte nur noch eingeschränkt zulässt. Es wird an allen Ecken und Enden gespart und optimiert, damit die Erzeugnisse günstiger und leichter werden. Immer mehr Einheiten müssen in einen Container hineinpassen, damit die Transportkosten sinken. Leider zeigt sich oft erst nach Jahren im Betrieb, ob die Produkte halten, was sie versprechen, oder ob der Bogen überspannt wurde.
Höhere PV-Modulpreise würden mehr Qualität zulassen
Die Photovoltaik-Modulpreise haben sich zum Ende des Jahres kaum noch bewegt. Es scheint ein Niveau erreicht worden zu sein, bei dem es nach unten keinen Platz für Preissenkungen mehr gibt. Einzelne Ausreißer nach unten resultieren aus Notverkäufen und Lagerbereinigungen und stellen keine echte Tendenz dar. Angesichts der horrenden Verluste, die asiatische Hersteller bereits seit Jahren machen, warten eigentlich alle auf eine allgemeine Preiskorrektur nach oben. Allein wann und durch welche Mechanismen diese kommt, weiß momentan keiner. Höhere PV-Modulpreise würden aber endlich wieder mehr Qualität zulassen, doch keiner der Wettbewerber traut sich, den ersten Schritt zu machen. Die großen chinesischen Hersteller haben Angst, mühsam erkämpfte Marktanteile wieder zu verlieren.
Die eigenen Produkte oberhalb des allgemeinen, im Index dargestellten Preisniveaus anzusiedeln, gelingt allenfalls den großen Mischkonzernen, die nicht allein auf die Solarsparte angewiesen sind, oder kleinen Nischenanbietern, die gar nicht erst größere Marktanteile verteidigen müssen und ihre ganz eigene Klientel bedienen. Dass eine Photovoltaik-Modulproduktion in konkurrenzfähiger Größe dauerhaft nicht funktioniert, wenn man den Output preislich nicht an das Marktniveau anpasst oder zumindest annähert, hat das Scheitern von Meyer-Burger, aber beispielsweise auch von Sunpower eindrücklich gezeigt. Und damit wären wir wieder beim Thema „Augen auf bei der Produktauswahl“.
Nicht zu schnell auf neuen Trend aufspringen
Ich hätte nicht gedacht, dass ich so etwas einmal schreibe, aber die Erfahrung hat gezeigt, dass man bei der Auswahl von Systemkomponenten oder -konzepten eher konservativ vorgehen und nicht zu schnell auf einen neuen Trend aufspringen sollte. Innovationen im Produktsektor sind spannend und weisen oft den Weg zu einer neuen Ära in der Energieerzeugung, allerdings sind auch viele Rohrkrepierer darunter. Bei etwas so Kostspieligem und Langlebigem, wie einer Energieerzeugungsanlage, ist es fatal, wenn die Komponenten schon nach wenigen Jahren schlappmachen oder der Hersteller und Garantiegeber wegbricht, kurz bevor die ersten Probleme auftauchen.
Leider ist die Liste der Negativbeispiele so lang, dass ich nur einige davon aufzählen kann. Die Geschichte des ‚solar grade silicon‘ oder auf Deutsch, metallurgischen Siliziums, ist sicher ein charakteristisches Beispiel. Wir blicken zurück an den Anfang der 2010er-Jahre, als der anhaltende Boom der erneuerbaren Energien dazu führte, dass nicht mehr genügend Polysilizium-Reste aus der Chip-Fertigung existierten, um den Bedarf der Solarindustrie zu decken. Findige Wissenschaftler kamen auf die Idee, in einfacheren, kostengünstigeren Verfahren weniger reines Silizium zu produzieren, als das bis dahin gängige ‚electronic grade silicon‘. Da wir uns auch gerade noch in der Ära der polykristallinen Module befanden, in der Wirkungsgrade um die 15 Prozent üblich waren, würde ein Produkt am unteren Rand der Wirkungsgradskala sicherlich Erfolg haben, wenn der Verkaufspreis nur stimmt. Dummerweise degradierten die mit solchen Solarzellen ausgestatteten Photovoltaik-Module, bei Canadian Solar hießen sie E-Module, viel schneller als die konventionellen Produkte. Die Energieproduktion der Photovoltaik-Anlagen mit diesen Produkten blieb weit hinter den Versprechungen und die Hersteller mussten die Module nach wenigen Betriebsmonaten ersetzen – der Spuk war schnell wieder vorbei.
Nicht marktgerechte Produktentwicklungen auch im Energiespeicherbereich
Jüngste Beispiele von ambitionierten, jedoch nicht marktgerechten Produktentwicklungen kommen aus dem Energiespeicherbereich. Einerseits wäre hier das Ganzjahres-Wasserstoff-Energiespeichersystem für den Heimgebrauch, der mittlerweile insolventen Firma HPS zu nennen, genannt Picea. Überschüssiger Solarstrom wird dabei mittels eines Elektrolyseurs in Wasserstoff umgewandelt und in einer Batterie mit Druckgasflaschen außerhalb des Hauses gespeichert. Fehlt die Sonnenenergie, kann der Wasserstoff in einer Brennstoffzelle wieder in Strom und Wärme umgewandelt werden. So weit, so kompliziert – leider ist das ganze System auch überproportional teuer und daher nur für wenige wohlhabende Autarkie-Liebhaber geeignet. Deutlich wirtschaftlicher ist da jedes elektrochemische Speichersystem, mit dem man bei entsprechender Größe auch sehr nah an die hundertprozentige Unabhängigkeit herankommt.
Ein weiteres Beispiel aus der Welt der exotischen Speichertechnologien ist der Redox-Flow-Speicher im Miniformat. Großtechnisch ist es sicherlich ein bewährtes und wirtschaftliches Konzept, die Firma Prolux Solutions wollte dieses jedoch auch in den Einfamilienhaushalt bringen. Offenbar hatte man jedoch die Probleme mit dem Umwälzen von Chemikalien, sprich dem flüssigen Elektrolyten unterschätzt – Undichtigkeiten traten schon nach einigen Monaten auf. Der hohe zu erwartende Wartungsaufwand bei vielen kleinen Einheiten im Markt führte wohl dazu, dass man sich Ende 2025 für den Rückruf beziehungsweise Austausch der wenigen im Markt befindlichen Systeme gegen bewährte LFP-Technologie entschied.
PVT-Kollektoren: Mehrere Anläufe nötig
Manchmal braucht es aber auch ein paar Anläufe, bis ein Konzept die richtige Reife erreicht oder der Markt sich in einer Weise verändert hat, dass der Ansatz plötzlich Sinn ergibt. Das beste Beispiel dafür ist der PVT-Hybridkollektor, also die Verschmelzung von Photovoltaik und Solarthermie. Physikalisch eher ein Paradoxon, weil zu viel Wärme der Stromerzeugung schadet, daher die Wärme laufend abtransportiert werden muss, dann aber nicht genügend thermische Energie für den wirtschaftlichen Betrieb einer Heizungsanlage zur Verfügung steht. Dennoch wurde das Prinzip in den vergangenen zwanzig Jahren mindesten zehn Mal von findigen Entwicklern „wiederaufgewärmt“ und investorenfinanzierte Firmen gegründet, die alle scheiterten. Erst der Verzicht auf eine aufwändige Rückseitenisolierung des Kollektors und die Kombination mit einer Wärmepumpe, um die Niedertemperaturwärme zu nutzen, brachte den Durchbruch.
Ein brauchbares Zeichen dafür, dass eine neue Entwicklung sich durchsetzen könnte, ist sicherlich der Moment, an dem sich unterschiedliche Player mit ein und derselben Technologie beschäftigen und diese auf den Markt bringen. Sobald mehrere Startups mit gleichen oder ähnlichen Erfindungen internationale Investoren von ihren Ideen überzeugen können, dürfte es sich um eine nachhaltige Entwicklung mit einer validen Erfolgschance handeln. Wenn diese Produkte dann auch noch eine gewisse Marktdurchdringung erreicht haben, dann spätestens sollte man sich damit beschäftigen. Die Gefahr, Schiffbruch damit zu erleiden, ist dann zumindest solange minimiert, bis sich eine neue bahnbrechende Technologie beginnt durchzusetzen.
Quelle: pvXchange | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH