Oliver Partheymüller von der IBC Solar AG: „Beim Photovoltaik-Ausschreibungsverfahren gibt es noch einiges zu tun“

In diesem Solar-Interview spricht Rolf Hug, Chefredakteur SolarServer, mit Oliver Partheymüller, Leiter Projektentwicklung & EPC Deutschland bei der IBC Solar AG, über das Photovoltaik-Projektgeschäft in Deutschland und international sowie das Ausschreibungsverfahren für Freiflächenanlagen. Die Mengen im Ausschreibungsverfahren seien bisher viel zu niedrig und führten nicht zum politisch gewünschten Zubau-Korridor, sagt Partheymüller. SolarServer: Wie hat sich […]

In diesem Solar-Interview spricht Rolf Hug, Chefredakteur SolarServer, mit Oliver Partheymüller, Leiter Projektentwicklung & EPC Deutschland bei der IBC Solar AG, über das Photovoltaik-Projektgeschäft in Deutschland und international sowie das Ausschreibungsverfahren für Freiflächenanlagen.
Die Mengen im Ausschreibungsverfahren seien bisher viel zu niedrig und führten nicht zum politisch gewünschten Zubau-Korridor, sagt Partheymüller.

SolarServer: Wie hat sich das Photovoltaik-Projektgeschäft in Deutschland in diesem Jahr entwickelt?
Partheymüller: Nach einem mäßigen ersten Halbjahr hat sich der erwartete Zubau-Endspurt in der zweiten Jahreshälfte im deutschen Projektgeschäft für uns wie erwartet eingestellt. Extrem bedauerlich ist aber trotzdem, dass auch in diesem Jahr der politisch gewünschte Zubau von 2,5 GW wieder nicht erreicht wird – und damit die Möglichkeiten der PV für die Energiewende nicht ausgeschöpft werden.
Seit August haben wir sechs Projekte mit zusammen mehr als 30 MW aus Zuschlägen des Freiflächen-Ausschreibungsverfahrens im Bau – darunter Standorte mit IBC eigenen Zuschlägen als auch EPC-Aufträge von Kunden. Unsere Projekte werden risikolos projektiert und geplant und können daher in der 18-Monats-Frist realisiert werden. Hierdurch vermeiden wir einen Abschlag auf den Vergütungstarif.

Welche Faktoren spielen dabei eine wesentliche Rolle?
Aus unserer Sicht ist die gute Entwicklung im Projektgeschäft auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Zum einen sind eine ganze Reihe von Ausschreibungsprojekten baureif geworden. Zum anderen ist der Flächentyp „Deponie“ noch bis Jahresende vergütungsfähig nach gesetzlichem Anspruch.
Ebenso fallen Dachflächen über 750 kWp auch noch in die gesetzliche Vergütung in diesem Jahr. Im Hinblick auf das kommende Jahr eröffnet die EEG-Novelle neue Möglichkeiten im Projektgeschäft: Hier sind die erweiterte Flächenkulisse zu nennen und der gesetzliche Vergütungsanspruch bis 750 kWp, der uns vor allem Potential für Projekte mit Energiegenossenschaften liefert.
Welche Erfahrungen hat IBC Solar mit dem Freiflächen-Ausschreibungsverfahren gesammelt?
Das Freiflächen-Ausschreibungsverfahren hat sich für uns insgesamt positiv gezeigt. Allerdings haben wir jetzt Erfahrungswerte gesammelt und unsere internen Anforderungen für die Teilnahme an weiteren Auktionen optimiert.
Unser Fazit: Wir können alle gewonnenen Ausschreibungsprojekte abschlagsfrei realisieren. Wir haben aber erheblichen Zweifel, dass alle Ausschreibungsprojekte im Markt sich noch wirtschaftlich realisieren lassen. Andere Projektierer haben teilweise wohl spekuliert.
Das EEG 2017 enthält einige von uns geforderte Verbesserungen des Ausschreibungsverfahrens – diesen waren dringend notwendig. Wir begrüßen vor allem, dass das Volumen künftiger Ausschreibungen erhöht wurde, denn es besteht nach wie vor ein riesiges Potential an Freiflächenanlagen, das derzeit nicht genutzt wird.

In welchem Umfang sind die Ausschreibungsverfahren geeignet, den von der Bundesregierung geplanten Zubau zu unterstützen?
Da gibt es noch einiges zu tun. Die Mengen im Ausschreibungsverfahren sind bisher viel zu niedrig und führen nicht zum politisch gewünschten Zubau-Korridor. „Uniform pricing“ hat sich nicht bewährt. Zudem wird das Instrument der Nachsteuerung der Zubaumenge – im Falle nicht realisierter Projekte – leider nicht genutzt. In Deutschland steckt noch viel Potential für Solarstrom. Die Energiewende benötigt mehr Projekte – dazu muss die Bundespolitik aber an den richtigen Stellschrauben drehen.
Wo sehen Sie noch Potenzial für PV-Freiflächen in Deutschland?
Nehmen wir beispielsweise die Ausschreibung „Ackerflächen in benachteiligten Gebieten“, für die wir fast 30% aller Zuschläge erhalten haben. Dieser Flächentyp zeigt, dass nach wie vor viele Möglichkeiten für den Bau von PV-Freiflächen bestehen. Kommunen sowie Grundstückseigentümer – vor allem Landwirte – haben ein steigendes Interesse, auch große Anlagen zu realisieren.
Wünschenswert wäre hier die Vereinfachung einiger EEG-Regelungen, z.B. die Vorschrift für Anlagenzusammenlegung, um entsprechende Volumina in den bestehenden Flächenkategorien zuzulassen.

Wie unterscheidet sich die internationale Projektentwicklung von der deutschen?
Der Markt der solaren Projektentwicklung ist in Deutschland sehr weit fortgeschritten. IBC SOLAR hat eine lange Tradition auf diesem Markt.
Bei den internationalen Märkten ist generell zu beobachten, dass die Preise für Solarstrom sehr stark sinken. Das ist eine Entwicklung, mit der wir in Deutschland schon Erfahrungen gemacht haben. Davon profitieren wir beim internationalen Projektgeschäft.
Die internationalen Märkte unterscheiden sich im Bereich Projektentwicklung sehr stark voneinander. Beispielswiese müssen wir in Japan noch höhere bürokratische Hürden nehmen während Indien ein extrem preissensibler Markt ist.

Welche Perspektiven sehen Sie für die Solarstrom-Gestehungskosten in Deutschland? Sind hierzulande Rekordpreise von 3 Cent/kWh wie in internationalen Ausschreibungen möglich?
Preisreduzierungen sind in Deutschland durchaus möglich. Hierzu müsste der Gesetzgeber allerdings einige preisrelevante Regelungen anpassen, z. B. die Bepflanzung von Ausgleichsflächen für Freiflächen-Parks reduzieren und das Genehmigungsverfahren grundsätzlich vereinfachen.
Ein wesentlicher Punkt für die Höhe der Solarstromkosten in Deutschland ist immer noch der Preis der eingesetzten Komponenten. Künstliche Kostentreiber, wie Strafzölle auf den Import ausländischer Module, stehen einem günstigeren Vergütungssatz im Wege.
Unter Berücksichtigung und mit Verwirklichung der genannten Potentiale ist ein Strompreis von fünf Cent/kWh aus unserer Sicht durchaus realistisch umsetzbar.

Beliebte Artikel

Schließen