Photovoltaik-Rekordzubau 2011: Bundesnetzagentur bestätigt 7,5 Gigawatt; Marktforscher erwarten 2012 ein Wachstum um 5,9 GW
Allein im Dezember wurden neue Solarstromanlagen mit 2.980 MWp gemeldet. 41 Prozent dieser Anlagen entfallen auf die Größenklasse über 1 MWp. Im Vergleich zum Vorjahr ist das Segment über 1 MWp um den Faktor 1,6 gewachsen. In den mittleren Größenklassen – die von den aktuellen Kürzungsplänen überproportional betroffen sind – sei der Markt hingegen spürbar gebremst worden.
Bayern im Ländervergleich weiterhin an der Spitze, Brandenburg folgt überraschend an zweiter Stelle
Laut der endgültigen Zubauzahlen der Bundesnetzagentur wurden im Jahr 2011 rund 238.000 Solarstromanlagen mit einer Nennleistung von 7.481 MWp installiert. Im Vorjahr waren es bundesweit rund 250.000 Anlagen mit 7.412 MWp. Mit Blick auf den Zubau nach Bundesländern bleibt Bayern im Ländervergleich mit 1.750 MWp vorn. Brandenburg liegt mit knapp unter 1.000 MWp überraschend an zweiter Stelle. Diese regionale Verschiebung ist laut EuPD Research maßgeblich auf den Zubau von Photovoltaik-Freiflächenanlagen zurückzuführen.
Rückgang bei PV-Anlagen zwischen 10 kWp und 50 kWp um 22 %
Aussagekräftiger als die aggregierten Zahlen zum Gesamtmarkt sei daher eine Analyse auf Segmentebene, die deutliche Unterschiede erkennen lässt, betont EuPD Research. Vor allem in der Größenklasse zwischen 10 kWp und 50 kWp sei der Markt spürbar gebremst worden. Während in dieser Größenklasse im Jahr 2010 noch rund 2.600 MWp installiert wurden, hat sich der Zubau in diesem Segment 2011 auf etwa 2.000 MWp reduziert – ein Minus von 22%.
Starke regionale Veränderungen; bundesweites Wachstum kleiner Solarstromanlagen bis 10 kW
Auch der regionale Vergleich zeigt deutliche Veränderungen zum Vorjahr. In Bayern, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein ist das Marktvolumen im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken. Im Osten ist ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Dieses Wachstum sei vor allem durch die Großanlagen getrieben worden. Allerdings weisen in den östlichen Bundesländern auch die kleineren und mittleren Anlagen positive Wachstumsraten auf. Das Segment unter 10 kWp ist, mit Ausnahme von Baden-Württemberg, in allen Bundesländern gewachsen.
EuPD Research sieht keine Sättigung des Marktes
Insgesamt scheine es, dass sich die etablierten Bundesländer auf dem Rückzug befinden, kommentiert EuPD Research. Erste Sättigungserscheinungen sein zwar eine mögliche Erklärung, doch die starken Wachstumsraten zum Jahresende sprächen eher dafür, dass die Dachbesitzer abgewartet hätten und die Dächer grundsätzlich noch zur Verfügung stünden.
„Auch die deutlich belebte Nachfrage im ersten Quartal 2012 spricht nicht für eine Sättigung des Marktes“, kommentiert René Mund, Analyst bei EuPD Research. Aus Sicht von EuPD Research wäre sogar ein noch stärkeres viertes Quartal 2011 durchaus möglich gewesen, doch mangelnde Verfügbarkeiten und eingeschränkte Kapazitäten bei den Installateuren hätten das verhindert.
Erneute Debatte über die Höhe der Förderung nicht auszuschließen
Die anhaltende Diskussion um die Anpassung der Förderung heize den Markt künstlich an, so die Marktforscher. Die anstehenden Kürzungen bewirken damit nach Ansicht der EuPD Research Analysten das Gegenteil des politisch Gewollten. 3.000 MW in den ersten drei Monaten seien ein plausibles Szenario.
Damit sei auch eine erneute Debatte über die Höhe der Förderung nicht auszuschließen. An Bedeutung gewinne in der zweiten Jahreshälfte auch die Solartstrom-Direktvermarktung. Zudem sei davon auszugehen, dass künftig auch verstärkt dezentrale Speicherlösungen auf den Markt kommen werden. Den Fortbestand des EEG vorausgesetzt, werden sich jedoch über 90 % der neu installierten Leistung im Rahmen des EEG bewegen, erwartet EuPD Research.
Neuausrichtung nötig: „Die Unternehmen müssen sich bewegen"
„Die mittleren Stromgestehungskosten, kurz LCOE oder Levelized Cost of Electricity, für PV-Anlagen erreichen ein Niveau, dass es grundsätzlich ermöglicht, Anlagen auch außerhalb des EEG zu betreiben. Auch spezielle Abnahmevereinbarungen nach dem Vorbild der amerikanischen Power Purchase Agreements (PPA) sind eine mögliche Alternative“, erläutert Jan Winkler, von der CleanTech Beratung 360|Consult.
„Allerdings müssen entsprechende Geschäftsmodelle erst noch entwickelt werden. Dass sich die Industrie bewegen muss ist dagegen mittlerweile offensichtlich. Viele Unternehmen lassen hier bislang noch eine klare Neuausrichtung vermissen. Die Geschwindigkeit mit der diese Umstellung gelingt, wird allerdings maßgeblich über Erfolg- und Mißerfolg entscheiden“, kommentiert Jan Winkler von 360|Consult die aktuelle Situation.
EuPD Research geht momentan von 5,9 Gigawatt im laufenden Jahr aus
Das Marktvolumen 2012 werde jedoch weniger von der Aktivierung neuer Vermarktungsmechanismen abhängen, sondern vielmehr von der weiteren Preisentwicklung, setllt EuPD Research fest. Im März hätten sich die Preise stabilisiert, im April sei nicht mit einem Preissturz zu rechnen. Dieser wird nach Ansicht der EuPD Research Experten voraussichtlich ab Juli stattfinden.
Derzeit geht EuPD Research von einem Zubau im Jahr 2012 von rund 5,9 Gigawatt aus. Die aktuellen Marktentwicklungen und Zubauzahlen inklusive Prognosen auf Segmentebene sind auch zentraler Bestandteil des diesjährigen "5. German PV Market Briefing 2012", das am 18. April 2012 in Frankfurt am Main stattfindet. Die Veranstaltung richtet sich an Entscheider der Branche aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft und dient als Plattform für den Austausch von Marktinformationen und Hintergründen.
Eine kostenfreie, detaillierte Zusatzauswertung der Marktzahlen und Informationen zur aktuellen Preisentwicklung bietet EuPD Research hier.
Weitere Informationen: "5. German PV Market Briefing 2012"
26.03.2012 | Quelle: EuPD Research | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH