Fraunhofer ISE erzielt neuen Photovoltaik-Weltrekord: Beidseitig kontaktierte Siliziumsolarzellen mit 25,1 Prozent Wirkungsgrad

Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE (Freiburg) hat einen neuen Rekordwert für die Effizienz von Silizium-Solarzellen aufgestellt.

Für eine beidseitig kontaktierte Silizium-Solarzelle wurde erstmals ein Wirkungsgrad von 25,1 % gemessen. Versehen mit einem einfachen strukturierungsfreien Rückseitenkontakt wandelt dieser Solarzellentyp mehr als ein Viertel des einfallenden Sonnenlichts in Solarstrom um. Das neue Rückseitenkonzept biete großes Potenzial für weitere Effizienzsteigerungen, betont das ISE.
Das Rekordergebnis des Fraunhofer ISE ist der höchste jemals erreichte Wirkungsgrad für Siliziumsolarzellen, bei denen die Metallkontakte auf Vorder- und Rückseite aufgebracht sind.
Die Besonderheit der Silizium-Solarzelle mit einem Wirkungsgrad von 25,1 % ist ein neues Rückseitenkonzept in Form eines ganzflächigen passivierten Kontakts.
„Bisher wurden zur Steigerung des Wirkungsgrads von Solarzellen immer komplexere Solarzellenstrukturen verwendet“, so Dr. Martin Hermle, Abteilungsleiter „Hocheffiziente Siliciumsolarzellen“ am Fraunhofer ISE.

Höherer Wirkungsrad bei vereinfachtem Herstellungsprozess
„Der große Vorteil an unserem Konzept ist, dass wir durch die Entwicklung einer neuartigen Rückseitenstruktur den Kontakt auf der Solarzellenrückseite ganzflächig und strukturierungsfrei aufbringen können, d. h. im Vergleich mit den momentan verwendeten hocheffizienten Solarzellenstrukturen vereinfachen wir den Herstellungsprozess und erhöhen dennoch die Effizienz der Solarzellen“, erläutert Hermle.
Bei der vom Fraunhofer ISE entwickelten so genannten TOPCon-Technologie (Tunnel Oxide Passivated Contact) wird der Rückseitenkontakt strukturierungsfrei auf der Solarzellen-Rückseite aufgebracht. Hierfür haben die Freiburger Forscher einen selektiven passivierten Kontakt entwickelt, der die Majoritätsladungsträger passieren lässt, während die Minoritätsladungsträger nicht rekombinieren.
Die ganzflächige Passivierungsschicht der Solarzelle wurde auf eine Dicke von ein bis zwei Nanometer reduziert, so dass die Ladungsträger durch diese hindurch tunneln können. Zusätzlich wird auf das ultradünne Tunneloxid eine dünne Schicht aus hochdotiertem Silicium flächendeckend abgeschieden. Diese Kombination erlaubt, dass der Strom verlustfrei aus der Solarzelle abfließen kann, die Rekombination aber gleichzeitig verhindert wird.
Die in der Industrie aktuell noch dominierende Solarzelle hat als Rückseitenkontakt einen ganzflächigen einlegierten Aluminiumkontakt, der jedoch den Wirkungsgrad dieser Solarzelle limitiert.
Zur Steigerung des Wirkungsgrads wird daher derzeit die PERC-Solarzelle (Passivated Emitter Rear Cell) von vielen Firmen in die Produktion überführt. Bei der PERC-Solarzelle wird nur ein kleiner Teil der Rückseite kontaktiert, um die Rekombination der Ladungsträger zu minimieren. Dieses Vorgehen erfordert jedoch zusätzliche Strukturierungsschritte und führt dazu, dass der Strom über längere Wege aus der Solarzelle abgeleitet werden muss. TOPCon ist ein möglicher Ansatz, um diese Leistungsverluste zu reduzieren.

Evolutionäre Weiterentwicklung beidseitig kontaktierter Solarzellen
„Mit der TOPCon-Technologie haben wir ein zukunfts­weisendes Konzept entwickelt, um die Effizienz von Siliciumsolarzellen zu steigern“, so Prof. Stefan Glunz, Bereichsleiter „Solarzellen – Entwicklung und Charakterisierung“.
„Mit dem Wirkungsgrad von 25,1 % können wir als erstes Forschungsinstitut mit einer evolutionären Weiterentwicklung der beidseitig kontaktierten Solarzellen die 25 %-Marke überschreiten und zum Weltrekord für rückseitenkontaktierte Siliziumsolarzellen aufschließen“, ergänzt Glunz.
Das Team um Dr. Martin Hermle arbeitet seit rund drei Jahren am TOPCon-Konzept. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben den Wirkungsgrad der Technologie kontinuierlich erhöht und mit dem jüngsten Ergebnis erstmals die 25 %-Marke übertroffen. Die Forschungsarbeiten wurden im Rahmen des Projekts „FORTES“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und dem U.S. Department of Energy gefördert.

Vortrag zum Thema auf der EU PVSEC
Am Dienstag, den 15. September 2015, hält Prof. Stefan Glunz, Bereichsleiter „Solarzellen – Entwicklung und Charakterisierung“ auf der Europäischen Photovoltaikkonferenz (EU PVSEC) in Hamburg einen Plenarvortrag zur TOPCon-Technologie mit dem Titel „The Irresistible Charm of a Simple Current Flow Pattern – Approaching 25% with a Solar Cell Featuring a Full-Area Back Contact“ (Plenary Session 2BP.1, 10:30–12:10 Uhr).

15.09.2015 | Quelle: Fraunhofer ISE | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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