IHS rechnet im zweiten Halbjahr 2016 erneut mit Photovoltaik-Überkapazitäten

Laut IHS Technology (London) wird der Photovoltaik-Zubau in China im dritten Quartal 2016 um 80 Prozent einbrechen, was einen drastischen Rückgang der globalen Nachfrage und ein Überangebot, vor allem an Solarmodulen, nach sich ziehen wird.

Die Marktforscher erwarten in China in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres einen PV-Zubau von 13 Gigawatt.
Dieses Wachstum ist von der chinesischen Solarstrom-Einspeisevergütung angetrieben, die am 30.06.2016 gekürzt wird. Daher sei damit zu rechnen, dass die Nachfrage im dritten Quartal einbrechen und der Zubau um 80 Prozent zurückgehen wird, so die Analysten Ash Sharma und Edurne Zoco.

Globaler Photovoltaik-Marktrückgang hat Preiseinbrüche zur Folge
Im vierten Quartal könnten die Installationszahlen wieder leicht steigen, sagen die Analysten. Allerdings will die chinesische Regierung den Photovoltaik-Jahreszubau unter 20 Gigawatt halten.
Dieses Muster in China – das sich deutlich von den Vorjahren unterscheide – werde dafür sorgen, dass die Neuinstallationen im zweiten Halbjahr weltweit zurückgehen und sich die Preise stark verändern werden.
Die Preise entlang der gesamten PV-Wertschöpfungskette brechen laut IHS bei Produkten, die im zweiten Halbjahr verkauft werden sollen, bereits stark ein.
Die angebotenen Modulpreise liegen schon jetzt deutlich unter denen im ersten Quartal, weil Anbieter ihre Produkte absetzen wollen, bevor die Nachfrage in China wegbricht.
Ein weiterer Grund für den Preisdruck sind die Erweiterungen der Produktionskapazitäten in letzter Zeit. Die Hersteller wollen ihre Maschinen gut auslasten und Lagerbestände niedrig halten.
Je mehr die Preise sinken, desto stärker entwickeln sich Niedrigpreis-Endmärkte, zum Beispiel in Indien und Lateinamerika. Dort werden große Produktmengen zu geringeren Preisen abgesetzt.

Solarmodul-Anbieter werde in China Verluste machen
Laut IHS liegen die Preise für Module großer chinesischer Hersteller im zweiten Halbjahr im heimischen Markt zwischen 44 und 46 US-Cent (netto) pro Watt. Auf der SNEC PV Power Expo in Shanghai wurden multikristalline Module für 43 US-Cent/W angeboten.
Damit machen die Modulanbieter in China ein Verlustgeschäft. Ihre Bruttomargen werden von rund 20 Prozent im ersten Halbjahr auf den niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich zurückgehen.
Viele dieser Unternehmen stehen unter extremem finanziellen Druck. Daher rechnet IHS erneut mit einer Konsolidierung in der Solar-Industrie, wenn Anbieter sich in den nächsten 2–3 Quartalen unter diesen Umständen nicht halten können.

US-Nachfrage rückläufig, große Lagerbestände
Im zweitgrößten Photovoltaik-Markt 2016, den Vereinigten Staaten, ist die Nachfrage nach Solarmodulen ebenfalls rückläufig. Es wird zwar noch kräftig installiert, aber auch die Lagerbestände sind groß, weil die Amerikaner bis Ende 2015 viele chinesische Module gekauft haben.
Außerdem verschieben Projektentwickler die Fertigstellung ihrer Anlagen auf 2017, jetzt wo die ITC-Förderung (investment tax credit) über 2016 hinaus verlängert wurde.
Auch in den USA gehen die Preise für Solarmodule, die im vierten Quartal geliefert werden sollen, stark zurück: Sie liegen 10 Prozent unter dem ersten Halbjahr 2016.

02.06.2016 | Quelle: IHS | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

Beliebte Artikel

Schließen