Urbane Energiewende braucht Mieterstrom und Wärmenetze

Vogelperspektive auf Großwohnsiedlung mit Dach-PhotovoltaikFoto: Stadtwerke Berlin
Die Energiewende braucht mehr Mieterstrom wie hier in Berlin.
Die Deutsche Energieagentur (Dena) fordert den städtischen Ausbau von Photovoltaik und Mieterstrom sowie von Wärmenetzen auf Basis erneuerbarer Energien. Das sei wesentlich, um die Klimaziele 2030 zu erreichen.

Die Dena hat im Rahmen ihres Projektes zur urbanen Energiewende ihren Abschlussbericht vorgelegt. Der zeigt, dass ein konsequenter Ausbau der Nutzung regenerativer Energien notwendig ist, um die Klimaziele 2030 zu erreichen.

Durch den hohen Energiebedarf, den starken Ressourcenverbrauch, die hohe Dichte an Infrastrukturen und die Vielzahl von Akteuren bieten Städte und Kommunen exzellente Hebel, um die Treibhausgasemissionen signifikant zu reduzieren, schreibt die Dena.

Städte entscheidend für Klimaschutz

„Städte und Kommunen spielen eine zentrale Rolle für Energiewende und Klimaschutz“, sagt Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Dena-Geschäftsführung. „Schließlich werden hier rund 80 Prozent der globalenTreibhausgase emittiert. Ob wir die Energiewende schaffen und das in der EU und Deutschland diskutierte Ziel der Klimaneutralität erreichen, entscheidet sich nicht zuletzt in Städten und Kommunen. Deshalb sollte die Politik Städte stärker in den Fokus nehmen.

Die urbane Energiewende erfordert einen neuen strategischen Orientierungsrahmen“, so Kuhlmann weiter. „Ausgangsbasis ist die Einführung der CO2-Bepreisung im Verkehrs- und Gebäudesektor, ergänzt um eine konsequente Revision der Abgaben- und Umlagesystematik. Und ganz wichtig: Die Stadt der Zukunft ist eine vernetzte Stadt. Damit ist sowohl die Vernetzung der Akteure als auch die technologische Vernetzung durch Digitalisierung gemeint.“

Mieterstrom stärken

Angesichts begrenzter Flächen und Genehmigungen für die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien sollten die Potenziale zur innerstädtischen Erzeugung von Grünstrom wie etwa Solaranlagen auf Dächern vermehrt genutzt werden. Mieterstrom sollte gestärkt werden, indem etwa steuerliche Barrieren und Unsicherheiten hinsichtlich der Bedeutung von Kundenanlagen beseitigt werden.

Weiterhin sei die digitale Nutzung energiebezogener Daten von erheblicher Bedeutung für die urbane Energiewende. Diese ermögliche die Vernetzung zwischen den Sektoren Strom, Wärme, Kälte und Mobilität.

Wärmenetze mit erneuerbaren Energien

Wie die Dena weiter schreibt, seien Wärmenetze ein wichtiger Baustein für das Gelingen der Energiewende in urbanen Räumen, da über diese sowohl lokal erzeugte erneuerbaren Energien und Abwärme als auch Erzeugungsspitzen von überregionalem Grünstrom nach dem Prinzip „Nutzen statt Abregeln“ integriert werden können.

Der Einsatz CO2-armer und klimafreundlicher Varianten werde jedoch durch hohe Gestehungskosten und Investitionsrisiken gehemmt. Es gelte, klimafreundliche Wärmekonzepte zu stärken. Um die Wirtschaftlichkeit gegenüber CO2-intensiveren Varianten zu erhöhen, sollte der Bund die Kraft-Wärme-Kopplung zeitnah weiterentwickeln, das angekündigte Förderprogramm zur EE-Fernwärme („Basisprogramm“) vorantreiben, sowie eine Anpassung des Gebots zur kurzfristigen Kostenneutralität bei der Umstellung der Wärmelieferung in Mietwohnungen vornehmen.

Mehr Nahverkehr und Ladeinfrastruktur

Im Sinne einer integrierten Energiewende sollte der öffentliche Verkehr künftig noch stärker als Rückgrat urbaner Verkehrssysteme fungieren. Nach Ansicht der Projektpartner müssen konkrete Klimaziele in Nahverkehrsplänen verankert werden, um dies zu gewährleisten. Sharing-Angebote sollten in erster Linie als Ergänzung zum ÖPNV genutzt werden. Im Übrigen gelte es, den weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur im privaten, im halb-öffentlichen und im öffentlichen Raum zu beschleunigen, um die Elektromobilität zu unterstützen. Dafür seien Förderprogramme für eine verbesserte Wirtschaftlichkeit und angepasste Rahmenbedingungen notwendig. Zusätzlich sollten klare Regelungen und Schnittstellen für netz- und systemdienliches Laden vorbereitet werden.

Abschlussbericht Urbane Energiewende

Das Dena-Projekt Urbane Energiewende hat für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende in Städten Erkenntnisse aus der Praxis zusammengetragen und Handlungsempfehlungen erarbeitet. Der Projektbericht bestehe aus drei Teilen: Teil A stelle übergeordnete Erkenntnisse und Empfehlungen dar. Teil B gebe einen kompakten Überblick über zwölf „Ansätze“ mit mehr als dreißig Konzepten zur Energiewende in urbanen Räumen und stellt eine Vielzahl von Praxisprojekten vor.

Teil C enthalte die gutachterliche Ausarbeitung zu regulatorischen Herausforderungen, eine Analyse prägender Hemmnisse sowie Möglichkeiten zu deren Auflösung in Hinblick auf die Erreichung der Klimaziele in 2030. Teilnehmer des Projekts waren Stadtwerke und Energieversorger, Technologieanbieter und IT-Dienstleister, Wohnungsgesellschaften und Mobilitätsanbieter sowie Logistik- und Handelsunternehmen.

26.11.2019 | Quelle: Deutsche Energieagentur | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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