Erstes Wasserstoff-Reallabor Westküste100 startet

Container zur Wasserstoffspeicherung, rechts daneben Photovoltaikanlagen, im Hintergrund WindkraftanlagenFoto: malp / stock.adobe.com
Grüner Wasserstoff spielt für die Energiewende eine zentrale Rolle.
Mit dem Vorhaben Westküste100 erhält das erste Reallabor der Energiewende aus dem Bereich Wasserstoff und Sektorenkopplung einen positiven Förderbescheid des Bundes. Die Partner wollen in dem 90 Millionen Euro Vorhaben grünen Wasserstoff unter anderem für Kraftstoffe und das Gasnetz gewinnen.

Mit dem Wasserstoff-Reallabor Westküste100 startet das erste Reallabor in Deutschland zum Thema Wasserstoff und Sektorenkopplung. Wie das Konsortium des Projektes mitteilte, habe es vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) Zusage und Förderbescheid erhalten. Hinter dem Projekt stehe ein Investitionsvolumen von insgesamt 89 Millionen Euro. Das bewilligte Fördervolumen zum Projektstart am 1. August 2020 beläuft sich auf 30 Millionen Euro. Das BMWi hatte im Juli 2019 insgesamt 20 Gewinner des Ideenwettbewerbs Reallabore der Energiewende bekannt gegeben.

Damit rücke das Ziel des Reallabor-Projektes, schrittweise eine regionale Wasserstoffwirtschaft im industriellen Maßstab aufzubauen, einen entscheidenden Schritt näher. Insgesamt haben sich zehn Partner zu einem Konsortium zusammengeschlossen. Dazu zählen EDF Deutschland, Holcim Deutschland, OGE, Ørsted Deutschland, Raffinerie Heide, Stadtwerke Heide, Thüga und thyssenkrupp Industrial Solutions, gemeinsam mit der Entwicklungsagentur Region Heide und der Fachhochschule Westküste.

Sie planen, grünen Wasserstoff zu produzieren, diesen im Gasnetz zu transportieren, in industriellen Prozessen zu nutzen und unterschiedliche Stoffkreisläufe innerhalb einer bestehenden Infrastruktur zu verzahnen. So soll unter realen Bedingungen die Dekarbonisierung von Industrie, Mobilität und Wärmemarkt getestet werden.

„700-MW-Elektrolyse – dies ist unsere Vision und der nächste Meilenstein zur Umsetzung der in der Nationalen Wasserstoffstrategie festgelegten Ausbauziele bis 2030“, so Jürgen Wollschläger, Geschäftsführer der Raffinerie Heide und Koordinator des Projekts.

Erste Phase mit 30 MW-Elektrolyse

Mit der Förderzusage könne das auf fünf Jahre angelegte Projekt nun in die erste Phase starten. Ein neu gegründetes Joint Venture, „H2 Westküste GmbH“, bestehend aus EDF Deutschland, Ørsted und der Raffinerie Heide, werde dabei einen 30-Megawatt-Elektrolyseur errichten. Dieser werde aus Offshore-Windenergie grünen Wasserstoff produzieren. Zugleich liefere er dabei Erkenntnisse zu Betrieb, Wartung, Steuerung und Netzdienlichkeit der Anlage.

Das Besondere und Innovative am Projekt sei die Verzahnung unterschiedlicher Sektoren innerhalb einer bestehenden regionalen Infrastruktur. Dazu zähle auch die Einbindung grünen Wasserstoffs in den bestehenden Prozess der Raffinerie Heide, der den Einsatz grauen Wasserstoffs ersetzen soll. Außerdem werden Teile des erzeugten Wasserstoffs über eine neu zu errichtende Wasserstoffpipeline zu den Stadtwerken Heide transportiert. Dort soll er in das Erdgasnetz eingespeist werden. In einem weiteren Schritt werde zukünftig eine Wasserstofftankstelle beliefert.

Perspektive: 700 MW Elektrolyseur

Die Vision aller Partner sei ferner der Bau einer 700-MW-Elektrolyse-Anlage. Hier sollen perspektivisch die bei der Elektrolyse entstehende Abwärme und der Sauerstoff zum Einsatz kommen. Außerdem sei die Produktion klimafreundlicher Treibstoffe für Flugzeuge und die umfangreiche Einspeisung in Gasnetze vorgesehen.

„Unser Fernziel ist eine H2-Quote im Gasnetz von bis zu 100 Prozent bis 2050“, sagte dazu Michael Riechel, Vorsitzender des Vorstandes der Thüga Aktiengesellschaft. Mit dem Testlauf einer Wasserstoff-Beimischung von bis zu 20 Prozent in einem Netzabschnitt mit über 200 Haushaltskunden schüfen die Thüga und die Stadtwerke Heide zudem einen konkreten Präzedenzfall.

Treibstoff mit CO2 aus Zementfabrik

Für die perspektivische Treibstoffherstellung soll Wasserstoff aus der Elektrolyse und CO2 aus der regionalen Zementproduktion in Schleswig-Holstein zum Einsatz kommen. Es gehe dabei um die Umstellung des Zementwerkes Lägerdorf auf ein umweltfreundlicheres Verbrennungsverfahren (Oxyfuel).

In einem nächsten Projektschritt ist eine Skalierung der Elektrolyse-Anlage in der Größenordnung von 700 MW angedacht, dessen Strom ein Offshore-Windpark liefern soll. Die Projektarbeit innerhalb von Westküste100 werde hierfür die Grundlage und das benötigte Know-how schaffen.

3.8.2020 | Quelle: Westküste100 | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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