Deutscher Strom fast zur Hälfte grün

Ein Handwerker montiert Solarmodule auf einem Flachdach. Im Hintergrund drehen sich SWindräder.Foto: © franco lucato / stock.adobe.com
Immer mehr gefragt: Strom aus regenerativen Energien wie Sonne und Wind.
Die erneuerbaren Energien haben in den ersten neun Monaten 48 Prozent des inländischen Strombedarfs gedeckt. Das geht aus Daten des BDEW und des ZSW hervor. Der Anteil der Photovoltaik an der Erzeugung erreichte gut elf Prozent.

Deutscher Strom ist mittlerweile fast zur Hälfte grün. Das zeigen vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Demnach war in den ersten drei Quartalen 2020 mit 48 Prozent fast jede zweite Kilowattstunde Strom, die in Deutschland verbraucht wurde, erneuerbaren Ursprungs. Das entspricht einem Anstieg von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Photovoltaik hatte ferner einen Anteil an der Bruttostromerzeugung von 11,1 Prozent.

Zu verdanken sei dieser Anstieg vor allem den für die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien günstigen Wetterverhältnissen der vergangenen Monate. Insbesondere im ersten Quartal sei die Erzeugung aus Wind erheblich angestiegen im Vergleich zum Vorjahr. Ungewöhnlich viele Sonnenstunden sorgten zudem für einen deutlichen Anstieg der Stromerzeugung aus Solarenergie um 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. 

Jedoch lasse sich die prozentuale Zunahme der Erneuerbaren Energien am Stromverbrauch nicht allein auf eine stärkere Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen zurückführen. Diese trägt etwa zur Hälfte des Anstiegs der Erneuerbaren-Quote bei. 

Gesunkener Stromverbrauch

Die andere Hälfte des Anstiegs sei auf den gesunkenen Stromverbrauch zurückzuführen. Dieser ging, vor allem coronabedingt, in den ersten drei Quartalen 2020 um knapp 5 Prozent zurück. Die Erneuerbaren-Quote werde aber als Anteil am Stromverbrauch gemessen. Daher führe ein geringerer Verbrauch allein schon zu einem Anstieg der Erneuerbaren-Quote. 

„Die Zahlen machen deutlich: Bis zum Ziel von 65 Prozent Erneuerbaren 2030 ist es noch ein weiter Weg“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir eine ambitionierte EEG-Novelle. Das gilt zum Beispiel für die Themen Eigenversorgung, ausgeförderte Anlagen und den Umgang mit einer Stromeinspeisung bei negativen Börsenpreisen.“

Eine weitere Gefahr für die Zielerreichung liege in der Entwicklung des Bruttostromverbrauchs. Das Bundeswirtschaftsministerium rechnet mit einem kaum veränderten Stromverbrauch im Jahr 2030. Das sei jedoch nicht realistisch, da bis dahin 10 Millionen Elektrofahrzeuge und ein steigenden Strombedarf in Wärmemarkt und Industrie zu erwarten sei. „Ins EEG gehört deshalb ein Mechanismus, mit dem zeitnah und flexibel bei Zubaumengen und Ausschreibungsvolumina nachgesteuert werden kann“, so Andreae.

Ausbau braucht mehr Dynamik für Sektorenkopplung

„Dass der Ökostromanteil wächst, ist eine gute Nachricht“, betont Prof. Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des ZSW, gibt aber gleichzeitig zu bedenken: „Die Zahlen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch sehr viel Arbeit vor uns liegt. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien muss künftig mit weit größerer Dynamik als bislang fortgesetzt werden, nicht nur in Deutschland, sondern europaweit.

Dies ist nicht nur eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung des aktuell in der Diskussion befindlichen ambitionierteren EU-Klimaschutzziels von mindestens 55 Prozent Treibhausgas-Emissionsreduktion bis 2030 gegenüber 1990. Auch die Nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung ebenso wie die europäische Wasserstoffstrategie verlangen einen wesentlich schnelleren Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung, der deutlich über die bislang verfolgten Mengenziele hinausgehen muss. Deutschland sollte dafür jetzt die erforderlichen Weichenstellungen vornehmen.“

In den ersten drei Quartalen 2020 lag die Bruttostromerzeugung bei 414 Milliarden Kilowatt-stunden (Mrd. kWh). Dies entspreche einem Rückgang von 7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Insgesamt wurden gut 192 Mrd. kWh Strom aus Sonne, Wind und anderen regenerativen Quellen erzeugt (Quartal 1-3 2019: 181,9 kWh). 

Photovoltaik erreicht 11,1 Prozent

Davon stammten gut 76 Mrd. kWh aus Wind onshore, knapp 46 Mrd. kWh aus Photovoltaik, gut 37 Mrd. kWh aus Biomasse (einschließlich biogenen Siedlungsabfällen), fast 19 Mrd. kWh aus Wind offshore und gut 14 Mrd. kWh aus Wasserkraft. Aus fossilen Brennstoffen und Kernenergie wurden knapp 222 Mrd. kWh erzeugt. Im Vorjahreszeitraum waren es 264,9 Mrd. kWh.

Der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch in den ersten drei Quartalen 2020 beträgt knapp 48 Prozent. Den Ökostromanteil am Bruttostromverbrauch zu bemessen, ist die gängige Berechnungsgrundlage. Sie geht zurück auf europäische Vorgaben und steht im Einklang mit den Zieldefinitionen der Bundesregierung zum Ausbau der Erneuerbaren Energien. Der Bruttostromverbrauch bildet das gesamte Stromsystem eines Landes ab. 

Eine andere Möglichkeit ist, den Anteil der Erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung zu messen. Sie umfasst die gesamte in Deutschland erzeugte Strommenge, also auch die exportierten Strommengen. Der Anteil erneuerbarer Energien in den ersten drei Quartalen auf Basis der Bruttostromerzeugung beträgt gut 46 Prozent (Quartal 1-3 2019: 40,7 Prozent).

25.9.2020 | Quelle: BDEW| solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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