PV-Mieterstrom im Altbau: Mehraufwand macht Sinn

Foto der Mieterstromanlage auf dem DachFoto: Christine Lutz / Greenpeace Energy eG
Hauseigentümer Jan Erichsen (3. v. r.) mit Mieterstrom-Team von Greenpeace Energy und Installateur Marcel Kummerfeld (ganz links) auf dem Dach der Methfesselstraße 10.
Ein neues Mieterstrom-Projekt hat der Ökoenergieanbieter Greenpeace Energy in Hamburg unter erschwerten technischen Umständen in einem Altbau realisiert.

Damit in dem Altbau im Stadtteil Eimsbüttel Mieterinnen und Mieter nun direkt sauberen Sonnenstrom vom Hausdach beziehen können, musste in dem Haus in der Methfesselstraße 10 der etwa 100 Jahre alte Dachstuhl verstärkt werden. Dies war notwendig, damit das Dach die Solaranlage und dazu nötiges Zubehör sicher tragen kann. Die von Greenpeace-Energy betriebene Photovoltaik-Anlage kann mehr als 13.000 Kilowattstunden Strom im Jahr liefern. Die eine Hälfte davon wird direkt in dem Altbau-Gebäude als sogenannter Mieterstrom verbraucht, die andere Hälfte dementsprechend ins öffentliche Netz eingespeist.

„Wir freuen uns, dass wir dieses Projekt hier erfolgreich umsetzen konnten“, sagt Nils Müller, Vorstand von Greenpeace Energy. „Wenn es bald eine höhere Förderung für Mieterstrommodelle gibt, hoffen wir auf eine größere Zahl solcher Projekte. Dies ist dringend notwendig, denn gerade in älteren Gebäuden ist Mieterstrom eine komplexe Herausforderung.“

Spezieller Mischtarif

Zusätzliche Ökostrom-Mengen, die die Mieterinnen und Mieter nachts oder zu anderen Zeiten mit geringer Solarstromproduktion benötigen, liefert Greenpeace Energy als Teil eines speziell zugeschnittenen Mischtarifs. Darin ist für die teilnehmenden Mietparteien der Arbeitspreis pro Kilowattstunde zehn Prozent günstiger als der Basistarif „Ökostrom aktiv“ der Energiegenossenschaft.

Durch die Teilnahme am Mieterstrom-Modell kann die Hausgemeinschaft hier im Vergleich zum konventionellen Strombezug jährlich fast sechs Tonnen klimaschädliches CO2 einsparen. „Die Mieterinnen und Mieter können selbst zu Akteuren einer dezentralen und klimafreundlichen Energiewende werden“, so Jan Erichsen, der Eigentümer des Altbau-Hauses. „Wir hoffen, dass unser Beispiel Schule macht“, sagt er. „Umso mehr, wenn man auf die vielen gut geeigneten Hausdächer in der Nachbarschaft blickt, die noch keine Solaranlage haben.“

Großes Mieterstrom-Potenzial im Altbau

In Bestandsbauten ist das Potenzial an nutzbaren Dachflächen für den Klimaschutz um ein Vielfaches größer als bei Neubauten. Mieterstrom-Modelle in Altbau-Häusern sind in Deutschland bisher die Ausnahme, denn entsprechende Anlagen lassen sich leichter in Neubauprojekten umsetzen. Die höheren Kosten bei Bestandsbauten sowie eine derzeit nur geringe staatliche Förderung haben bisher Eigentümer von einer solchen Investition abgehalten. Seit der Einführung der Mieterstromförderung 2017 wurde bisher nur ein Bruchteil der politisch anvisierten 500 Megawatt installiert, beklagen Akteure wie Greenpeace Energy.

In der aktuell anstehenden Novelle des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) stellt die Bundesregierung nun höhere Zuschüsse für Mieterstrommodelle in Aussicht. Auch einige bürokratische Hürden sollen entfallen. „Dieser Schritt ist längst überfällig und absolut notwendig, um auch Mieterstromprojekte in Bestands- und Altbauten endlich wirtschaftlicher zu machen“, so Nils Müller.

Ost-West-Photovoltaik-Anlage

Die in der Methfesselstraße 10 installierte Photovoltaik-Anlage mit einer Spitzenleistung von 18,6 Kilowatt ist bewusst in Ost-West-Richtung ausgerichtet. Sie passt damit besser zum Strombedarf in einem Mehrfamilien-Wohnhaus, der morgens und abends am höchsten ist. Neben der Solaranlage hat der Messstellenbetreiber auch neue Stromzähler im Haus installiert, die die verbrauchten und produzierten Strommengen präzise erfassen.

29.10.2020 | Quelle: Greenpeace Energy e.G.
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