Preise für Photovoltaikmodule steigen weiter

Zu sehen ist eine symbolische Darstellung der Preise für Photovoltaik-Module im September 2020.Grafik: Talaj - stock.adobe.com
Im Dezember 2020 sind die Spotmarkt-Preise für Photovoltaikmodule, wie schon in den beiden Vormonaten, weiter gestiegen. Der Preisindex von pvXchange zeigte in vier von fünf Marktsegmenten deutlich nach oben. Lediglich bei den Low-Cost-Modulen stagnierte die Preisentwicklung.

Und Martin Schachinger, CEO von pvXchange, dessen Daten im aktuellen Modulpreisindex der Solarservers verarbeitet sind, erwartet, dass steigende Preise für Photovoltaikmodule auch im ersten Quartal weiterhin zu beobachten sein werden. In Deutschland sei dafür unter anderem die Neuregelung des EEG2021 für mittelgroße Dachanlagen ab 300 kW verantwortlich. Die Übergangsfrist, bis zu der Anlagen zwischen 300 und 750 kW noch die volle Strommenge vergütet bekommen, endet am 31. März. Danach können neue Anlagen dieser Kategorie nur noch die Hälfte ihrer Erzeugung bei voller Vergütung ins Netz einspeisen oder sie müssen über eine Ausschreibung um Marktprämie kämpfen. Schachinger erklärt: „Was eine solche Deadline für den Markt bedeutet, dass wissen alle Akteure nur allzu gut: ein Hauen und Stechen um alle bis Mitte März lieferbaren Module und Wechselrichter ist bereits in vollem Gange.“

Covid 19 wirkt auf Produktion und Handel

Erschwerend kommt laut Schachinger hinzu, dass die Produktionsmengen der chinesischen Hersteller, vor allem aber die Liefermengen für Europa, bereits  Ende letzten Jahres zurückgefahren wurden. Dafür sind verschiedene Faktoren verantwortlich. Zunächst gab es bei beinahe allen Rohmaterialien eine Preissteigerung im Laufe des Jahres 2020, die vermutlich noch auf die COVID-19-bedingten Produktionsausfälle im Frühjahr zurückzuführen sind. So gab es an breiter Front Engpässe und Verteuerungen, die sich natürlich negativ auf die Verfügbarkeit preiswerter Module auswirkte.“

Gestiegene Frachtpreise

Für dramatischer hält der Marktkenner Schachinger jedoch Engpässe im Logistikbereich: „Die Frachtpreise für Containertransporte von Asien nach Europa haben sich innerhalb der letzten Monate nahezu verfünffacht. Dieser sprunghafte Anstieg, der auch den größten Anteil an den aktuellen Modulpreissteigerungen ausmacht, ist wohl auf den Mangel an Rückfrachten nach Asien zurückzuführen. In Europäischen Seehäfen wie Hamburg, Rotterdam und Antwerpen stapeln sich volle, aber auch leere Container, die wiederum in Shanghai und Shenzhen fehlen. Pandemiebedingt werden nämlich seit geraumer Zeit weniger Güter aus den USA und Europa nach Asien exportiert, als umgekehrt. Durch den Mangel an bezahlbaren Transportmöglichkeiten wurden viele Module dann wohl in Asien verkauft und verbaut. In China selbst gab es im vierten Quartal eine regelrechte Aufholjagd mit einem Rekordzubau von bis zu 15 Gigawatt, so dass im Coronajahr 2020 nach einem schwachen ersten Halbjahr dann doch bis zu 40 Gigawatt neue Photovoltaikkapazität hinzukam.“

In 2021 dürfte sich dieser Trend laut Analysten fortsetzen – es werden bis zu 50 Gigawatt an Neuinstallationen prognostiziert. Dementsprechend dürften die Lieferkapazitäten für Europa noch eine Weile eingeschränkt sein, so Schachinger. Zudem stehe mit Chinese New Year die wichtigsten Feiertage in Fernost vor der Tür, die mit Produktionsstillstand und reger Reisetätigkeit innerhalb des ganzen Landes verbnden seien. Schachinger: „Wir werden sehen, ob dies in diesem Jahr auch wieder zu einem anschließenden, umfangreicheren Lockdown im Reich der Mitte führt, wie schon 2020. Anschließend war über Monate an einen geregelten Ablauf innerhalb der Fertigung und Verteilung wichtiger Güter nicht mehr zu denken.“

Weiterer Modulpreisanstieg von 2-3 Cent erwartet

Dies werde nicht ohne Einfluss auf die Preise für Photovoltaikmodule in Europa bleiben, glaubt Schachinger: „Alles in allem müssen wir für zukünftige Lieferungen mit einem weiteren Modulpreisanstieg von 2 bis 3 Cent pro Wattpeak im Gewerbe- und Großanlagenbereich rechnen, im ohnehin höherpreisigen Kleinanlagensegment fällt er eventuell etwas schwächer aus. Der aktuell beinahe dramatische Nachfrageüberschuss wird sich zumindest in Deutschland nach dem 31. März etwas beruhigen. Module im höheren Leistungs- beziehungsweise Effizienzbereich werden im April und Mai wohl wieder etwas besser verfügbar sein.“

Viele in der Branche hätten sich verzockt, glaubt PV-Händler Schachinger selbstkritisch in seinem Marktkommentar: „Für die meisten von uns ist das Jahr 2020 vergleichsweise gut gelaufen. Nach den ersten verrückten Monaten im harten Griff der Corona-Pandemie war ja fast so etwas wie Normalität in den Solarmarkt eingekehrt. Die Preise stimmten, Aufträge waren da und man konnte zum ersten Mal wieder ein Stück weit in die Zukunft planen, wenn auch das Damoklesschwert einer verpfuschten EEG-Novelle über Deutschland schwebte. Modulproduzenten freuten sich noch Mitte des Jahres über den Abschluss einiger längerfristiger Lieferverträge zu damals fairen Konditionen. Installateure und Planer waren mit den Preisen und der scheinbar dauerhaften Verfügbarkeit der eingeplanten Produkte auch im vierten Quartal weitestgehend noch zufrieden. Im durch den Lockdown gebremsten Dezember bereiteten sich alle schon auf ein ruhiges Weihnachtsfest vor und wollten von Vorsorge und Materialabsicherung nichts wissen. So sahen die meisten Akteure die dunklen Wolken leider nicht aufziehen.

Böses Erwachen im neuen Jahr

Erst jetzt, in den ersten Januarwochen, wenn allerorts der Geschäftsbetrieb langsam wieder hochgefahren wird, kommt das jähe Erwachen: Turbulenzen und Chaos an allen Ecken und Enden. Plötzlich passt nichts mehr zusammen, längerfristige Planungen gehen nicht auf, aus vermeintlichen Gewinnern werden Verlierer. Hersteller sind beispielsweise unzufrieden mit den Vertragspreisen aus 2020, die sie aufgrund der stark gestiegenen Kosten nicht mehr halten können, ohne Verluste zu machen. Teilweise liegen die vereinbarten Verkaufspreise schon 10 Prozent unter den aktuellen Beschaffungskosten. Die vereinbarten Preise aber anzuheben, gelingt aufgrund heftiger Gegenwehr des Vertragspartners nur selten. Der Lieferant kann nur hoffen, die geschuldete Menge zu einem späteren Zeitpunkt ausliefern zu dürfen, wenn die Produktionskosten wieder im Rahmen sind.

Die andere Seite, nämlich die des Modulabnehmers, ist in der aktuellen Situation auch nicht besser. Zumindest die Errichter, die mit ihren Gewerbekunden feste Konditionen für schlüsselfertige Anlagen im mittleren Segment bis 750 kWp vereinbart, jedoch nicht rechtzeitig vorgesorgt haben, dürften jetzt vor großen Schwierigkeiten stehen. Weder haben sie noch Zugriff auf das Material zu den ehemals kalkulierten Konditionen, noch haben sie viel Zeit für die Neubeschaffung und Installation. Es gibt schlichtweg kaum noch Solarmodule im Markt, die bis zur Deadline geliefert werden können. Alles, was noch rechtzeitig ankommt, wird zu stolzen Preisen an den Höchstbietenden verkauft.

Die verfügbaren Produkte kommen nämlich von denen, die rechtzeitig vorgesorgt haben, aber keine Frist einhalten müssen. Diese Zockerei kennen viele von uns nicht nur von der Börse, sondern auch aus den Anfangsjahren des EEG, als die Vergütungsdegression immer zum 31. Dezember des Jahres zuschlug und im tiefsten Winter zwischen den Feiertagen noch konfektioniert und geschraubt werden musste. Dieses Mal fällt der Termin immerhin ins Frühjahr, wenn die Temperaturen hoffentlich schon wieder gestiegen sind und die Arbeit auf dem Dach angenehmer ist.“

27.1.2021 | Quelle: Martin Schachinger, pvXchange.com
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