Studie vom Fraunhofer ISE: Immer mehr große Photovoltaik-Aufdachanlagen

Zu sehen ist ein Balkendiagramm, das die Ausrichtung aller PV und nicht nur der zugebauten Photovoltaik-Aufdachanlagen zeigt.Grafik: Fraunhofer ISE
Relative Anteile der verschiedenen Ausrichtungen am Anlagenzubau. Die Berechnung erfolgte auf Basis der MaStR-Daten (Stand 3.3.2020).
Der Photovoltaik-Zubau in Deutschland wird immer mehr durch große Photovoltaik-Aufdachanlagen mit mehr als 100 kW Leistung getragen. Immer öfter werden zudem Photovoltaik-Anlagen mit kleinen Neigungswinkeln in Ost-West-Richtung installiert.

In einer jüngst verfassten Kurzstudie erstellten Wissenschaftler:innen vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE eine Auswertung des Markstammdatenregisters und der EEG-Anlagenstammdaten für die Photovoltaik. Mit 38 Prozent der neuinstallierten Leistung findet der Leistungszubau in Deutschland zunehmend im Segment Photovoltaik-Aufdachanlagen größer 100 kW. 22 Prozent der neu gebauten Photovoltaik-Anlagen sind nach West, Ost oder Ost-West ausgerichtet. 19 Prozent dieser Anlagen haben einen Neigungswinkel von weniger als 20 Grad.

Im Marktstammdatenregister müssen seit Januar 2021 alle an das Netz der allgemeinen Versorgung angeschlossenen Stromerzeugungseinheiten eingetragen sein. Dies gilt auch für die stetig wachsende Zahl von Photovoltaik-Anlagen in Deutschland. Zusätzlich zu den Stammdaten Leistung und Standort einer PV-Anlage, die bereits im Erneuerbare-Energien-Gesetz-Register (EEG-Anlagenstammdaten) vermerkt wurden, erfasst das Markstammdatenregister weitere Informationen wie zum Beispiel Ausrichtung, Neigung und Leistungsbegrenzung.

Diese Parameter wurden nun von Wissenschaftlern des Fraunhofer ISE analysiert. Die Auswertung erstreckt sich über die Zeitspanne vom Jahr 2000 bis heute und zeigt die zeitliche Entwicklung in Bezug auf Anzahl, Leistung, Standort nach Bundesländern, Ausrichtung, Neigung sowie Leistungsbegrenzung auf. Dabei wurden unterschiedliche Auswertungskriterien in Betracht gezogen, die es ermöglichen, Aussagen zu folgenden Aspekten zu treffen: Anlagenzubau, Leistungszubau nach Anlagenklassen, Anlagenzubau nach Bundesländern, Anlagenausrichtung und Neigungswinkel.

Das Fraunhofer ISE wertet diese zentralen Parameter in regelmäßigen Abständen aus und macht die Ergebnisse öffentlich verfügbar. Zudem bietet das Institut auf Anfrage weiterführende Auswertungen dieser Datenbasis an.

82 Prozent der zugebauten Anlagen sind kleiner als 10 kW

Die Auswertung des Anlagenzubau nach Anlagenklassen zeigt im Wesentlichen, dass die Größenordnung <10 kW seit 2014 konstant bei einem Anteil von durchschnittlich 82 Prozent geblieben ist. Aufdachanlagen über 10 und bis zu 100 kW hatten eine Blütezeit zwischen 2004 und 2011. Damals lag ihr Anteil bei Neuinstallationen – bezogen auf die Anlagenzahl – bei durchschnittlich 43 Prozent lag.

Wachsender Teil der zugebauten Leistung durch große Photovoltaik-Aufdachanlagen

Bei der Untersuchung des Leistungszubau nach Anlagenklassen zeigt sich, dass sich der hohe Anteil der Anlagenklasse <10 kW bezüglich der Anlagenanzahl nur bedingt in einem hohen Leistungszubau widerspiegelt. Der Anteil der Anlagenklasse liegt seit 2014 recht konstant bei durchschnittlich 19 Prozent. Ein Anlagensegment, dessen relativer Anteil am Leistungszuwachs stark zugenommen hat, ist die Anlagenklasse der Photovoltaik-Aufdachanlagen von 100 bis 750 kW. Von 17 Prozent im Jahr 2012 hat sich ihr Anteil auf 38 Prozent im Jahr 2019 mehr als verdoppelt. Hingegen nimmt die Bedeutung von Freiflächenanlagen von 45 Prozent im Jahr 2012 auf 20 Prozent im Jahr 2019 ab.

Anteil der Photovoltaik-Anlagen im Süden nimmt ab

Auf die beiden Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg entfielen zwischen 2000 und 2009 durchschnittlich 59,6 Prozent des Zubaus von Anlagen in Deutschland. Dieser Anteil ging zwischen 2010 und 2019 auf durchschnittlich 44,5 Prozent zurück. In den gleichen Zeiträumen steigerte Nordrhein-Westfalen seinen durchschnittlichen Beitrag von 14,1 auf 18,3 Prozent, Niedersachsens Anteil stieg von 6,5 auf 9,2 Prozent und Brandenburgs Anteil erhöhte sich von 0,7 auf 2,2 Prozent. Alle restlichen Bundesländer verzeichneten ebenfalls Zuwächse, allerdings in geringerem Maße. Trotz des Rückgangs ihres Anteils verbleiben Bayern und Baden-Württemberg in 2019 mit 24,4 Prozent und 18,6 Prozent auf Platz eins und zwei beim Zubau von Anlagen. Hierauf folgen Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen mit 17,9 Prozent, 9,2 Prozent und 6,1 Prozent.

73 Prozent der neu installierten PV-Anlagen sind in ihrer Leistung begrenzt

Nur rund ein Viertel der zugebauten Anlagen im Jahr 2019 besitzen keine Leistungsbegrenzung. 66 Prozent der neuinstallierten Anlagen dürfen gemäß EEG nur maximal 70 Prozent ihrer Leistung ins Netz einspeisen. Denn sie verfügen über kein fernsteuerbares Einspeisemanagement. Dieser Anteil ist seit 2014 jährlich um durchschnittlich 4 Prozentpunkte pro Jahr gewachsen. Die restlichen leistungsbegrenzten Anlagen haben sogar noch höhere Begrenzungen auf 60 bis 50 Prozent infolge der Kombination mit einer Batteriespeicheranlage.

Zunehmender Anteil von Photovoltaik-Anlagen mit Ausrichtung nach Osten und Westen

Während der Anteil von PV-Anlagen mit Südausrichtung von 61 Prozent im Jahr 2000 auf 42 Prozent im Jahr 2019 zurückgegangen ist, stieg in fast gleichem Maße der Anteil von Anlagen mit Ost- und Westausrichtung: Ost von 1 Prozent im Jahr 2000 auf 7 Prozent im Jahr 2019, West von 3 Prozent im Jahr 2000 auf 9 Prozent im Jahr 2019, Ost-West von 1 Prozent im Jahr 2000 auf 6 Prozent im Jahr 2019.

Anlagen werden zunehmend mit geringerem Neigungswinkel aufgebaut.

Der Anteil der zugebauten PV-Anlagen (Photovoltaik-Aufdachanlagen und Freiflächenanlagen) mit weniger als 20 Grad Neigungswinkel betrug zwischen den Jahren 2000 und 2009 durchschnittlich 10 Prozent. Anschließend, zwischen 2010 und 2019, stieg der Anteil er auf durchschnittlich 19 Prozent an. Anlagen mit 20 bis 40 Grad Neigung machen zwischen 2000 und 2009 einen Anteil von durchschnittlich 63 Prozent aus, zwischen 2010 und 2019 fiel dieser auf 54 Prozent.

19.5.2021 | Quelle: Fraunhofer ISE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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