ZSW baut Pilotanlage für neue Kathodenmaterialien

rasterelektronenmikroskopische Aufnahme der Partikel eines kobaltfreien Kathodenmaterials.Foto: ZSW
Kobaltfreies Kathodenmaterial vom ZSW unter dem Rasterelektronenmikroskop.
Das ZSW entwickelt in Ulm eine Pilotanlage für neuartige Kathodenmaterialien. Sie sollen Leistung und Wettbewerbsfähigkeit von Lithium-Ionen-Batterien erheblich verbessern.

Das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) realisiert eine Pilotanlage zur Herstellung hochleistungsfähiger Kathodenmaterialien. Sie sollen zukünftigen Generationen von Lithium-Ionen-Batterien dienen. Wie das ZSW mitteilte, bestimmen die Materialien in der Kathode zentrale Eigenschaften der Batterien. Das seien zum Beispiel die Energiedichte, Lebensdauer, Kosten oder Sicherheit von Lithium-Ionen-Batterien. Ein Schlüssel, um im internationalen Wettbewerb in der EE-Mobilität vorne dabei sein zu können, liegt daher in der schnellen Verfügbarkeit neuester Kathodenmaterialien – und das in großen Mengen. Mit dem Großprojekt Powder-Up! errichtet das ZSW in Ulm dafür die Pilotanlage. Wissenschaftliche Partner in Deutschland und Europa, aber auch Partner aus der Industrie, können diese Kathodenmaterialien künftig für den Einsatz auf ihren Pilotanlagen nutzen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert Powder-Up! mit rund 20 Millionen Euro.

„Aktuell werden Kathodenmaterialien der nächsten Generation in Deutschland nicht im industriellen Maßstab hergestellt. Für Universitäten und Forschungseinrichtungen ist es daher nahezu unmöglich, derartige Materialien in Forschungsarbeiten zu Hochleistungsbatterien einzusetzen“, sagt ZSW-Vorstand und Leiter des Geschäftsbereichs Elektrochemische Energietechnologien in Ulm, Prof. Markus Hölzle. „Powder-Up! wird diese Lücke schließen.“

Vom Metallsalz bis zum Kathodenpulver

Mit dem Projekt baut das ZSW eine Pilotanlage für die Hochskalierung der Synthese maßgeschneiderter Kathodenmaterialien vom 1-Kilogramm- über den 10-Kilogramm- bis zum 100-Kilogramm-Maßstab auf. Die Anlage werde ferner die großtechnisch etablierte Prozesskette der Kathodenmaterialherstellung mit ihren komplexen Teilschritten vollständig abbilden. Dazu zählen die Produktion eines sogenannten Precursors ünd die Fällungsreaktion von beispielsweise Nickel- oder Kobaltsalzen mit Natronlauge. Außerdem umfassen sie die Weiterverarbeitung dieses Precursors mit Lithiumsalzen bei Temperaturen von bis zu 1.000 Grad Celsius bis hin zur abschließenden Oberflächennachbehandlung des Endproduktes. Jeder Einzelschritt ist dabei entscheidend für die Qualität dieser Materialien. In Powder-Up! kommen ausschließlich industriebewährte Maschinen zum Einsatz, um eine Pulverherstellung unter industrienahen Bedingungen zu garantieren. Diese Maschinen decken die komplette Prozesskette ab, ermöglichen aber auch Forschungsarbeiten zu einzelnen Fertigungsschritten.

Die Rezeptur- und Prozessentwicklung wird zunächst in kleinster Skalierungsstufe ausgeführt. Hierbei ist es das Ziel, in kurzer Zeit mit niedrigen Kosten ein Zielrezept für einen ausgewählten Prozess zu erstellen. Die optimierten Parameter überträgt das ZSW dann in den größeren Maßstab, die sogenannte Pilotierung. Durch digitalisierte Analytik und vernetzte Prozessschritte mit lückenloser Prozessdatenerfassung soll der Einfluss der Syntheseparameter auf Ressourceneinsatz, Produktausbeute, Partikeldesign und elektrochemische Performance statistisch erfasst und wissenschaftlich ausgewertet werden.

Das ZSW erforscht seit über 30 Jahren Funktionsmaterialien für Batterien und Superkondensatoren und ist daher mit der Entwicklung maßgeschneiderter Pulver und Pasten vertraut. Zudem kennt das Forschungsinstitut die Zusammenhänge von Struktur und Pulvermorphologie bezüglich gewünschter Funktions- und Verarbeitungseigenschaften.

Neue Batteriematerialien für Wettbewerbsfähigkeit

Leistungsstarke Lithium-Ionen-Batterien sind die entscheidenden Bausteine in Elektroautos oder für intelligente Stromspeicher in Industrie und Haushalt. Damit sich der Wirtschaftsstandort Deutschland in der Batterieentwicklung und -fertigung erfolgreich gegenüber asiatischen Wettbewerbern behaupten kann, müssen neueste Ergebnisse aus der Forschung zeitnah in Produkte umgesetzt werden. Hierfür ist die schnelle Verfügbarkeit neuester Aktivmaterialien zwingend erforderlich, denn nur mit besseren Materialien lassen sich erstklassige Zellen realisieren.

Powder-Up! entwickelt und liefert maßgeschneiderte Kathodenpulver für die Prozessentwicklung sowie Daten zur Optimierung aller Produktionsschritte. Die Laufzeit des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 19,77 Millionen Euro geförderten Forschungsprojektes beginnt im Dezember 2021 und beträgt zwei Jahre.

15.11.2021 | Quelle: ZSW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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