Initiative für Bidirektionales Laden will E-Autos zum Puffer fürs Stromnetz machen

Zu sehen ist eine Ladesäule mit angeschlossenem Auto. Für neue Ladesäulen ab 2023 gilt die Novellierte Ladesäulenverordnung.Foto: navee / stock.adobe.com
Die im Herbst 2021 gegründete „Initiative Bidirektionales Laden“ stellt sich am heutigen Mittwoch mit einem Positionspapier zur Förderung der Technologie der Öffentlichkeit vor.

Die Initiative Bidirektionales Laden ist ein Zusammenschluss von insgesamt 17 Unternehmen der Automobil-, Energie- und Ladeinfrastrukturbranche. Mit im Boot sind auch eine Parkhausgesellschaft, ein Softwarespezialisten und zwei Beratungsunternehmen. „Es geht uns darum, das bidirektionale Laden als einen wichtigen und entscheidenden Baustein der Energie- und Verkehrswende in Politik und Gesellschaft zu verankern und dann auch unternehmerisch umzusetzen“, erklärt Marcus Fendt, Geschäftsführer von The Mobility House. Das gezielte Laden und Entladen der E-Autos soll das Stromnetz entlasten.

Dezentraler Speicherschwarm fürs Stromnetz

Bidirektionales Laden heißt, dass Batterien von Elektrofahrzeugen über das Stromnetz sowohl be- als auch entladen werden können. So könnten sie zu einem dezentralen Schwarmspeicher für das Stromnetz werden. Da die Batterien für die E-Mobilität ohnehin nötig sind, seien die zusätzlichen Kosten gering, argumentieren die Unternehmen. Intelligente Ladealgorithmen sollen dafür sorgen, dass die Speicherdienstleistungen nicht zu leeren Akkus führen. Die zeitlichen Spielräume dafür sind groß, denn die meisten Autos stehen den Großteil des Tages. Je nach Betriebsweise könnten die Fahrzeugbatterien durch bidirektionales Laden Strom für die Vermarktung am Spotmarkt oder auch Regelenergie beisteuern. Die Technologie befinde sich in einem fortgeschrittenem Entwicklungsstadium, heißt es von der Initiative für Bidirektionales Laden. In Pilotprojekten wird das Bidirektionale Laden von E-Autos zur Entlastung für das Stromnetz bereits umgesetzt.

„Die Bundesregierung geht derzeit von mindestens 15 Millionen vollelektrischen Pkw bis 2030 aus. Das ist ein immenses Potenzial für bidirektionales Laden. Wenn wir die Kapazität dieser mobilen Speicher nutzen, wäre das nicht nur ein wichtiger Beitrag zur Stabilität der Stromnetze, sondern wir könnten so auch die Energiewende und damit die Dekarbonisierung von Wirtschaft und Gesellschaft weiter vorantreiben“, sagt Ralf Klöpfer. Er ist Vorstandsmitglied der MVV Energie AG und hat die Initiative mit gestartet.

Bisher keine regulatorischen Voraussetzungen für bidirektionales Laden von E-Autos

Auch die Volkswagen-Tochter elli ist beteiligt. „Noch fehlen die regulatorischen Rahmenbedingungen, um das bidirektionale Laden auch für alle Beteiligten interessant zu machen“, sagt Martin Roemheld, der bei Volkswagen die Dienstleistungen für die E-Mobilität leitet. Sowohl für die Nutzer:innen als auch für die Anbieter:innen lohnt sich das bidirektionale Laden bisher nicht. Die Initiative für Bidirektionales Laden will nun ebendiese regulatorischen Rahmenbedingungen schaffen. Aus der EU- und Bundespolitik gebe es bereits positive Impulse. In dem heute veröffentlichten Positionspapier nennt die Initiative weitere konkrete Schritte, um das bidirektionalen Laden von E-Autos voranzubringen und so das Stromnetz zu stabilisieren.

Die genannten Schritte sind:

Eine konkrete und einheitliche rechtliche Definition des bidirektionalen Ladens soll die Voraussetzung für technische und energiewirtschaftliche Entwicklungen schaffen.

Ein zeitlich befristetes Förderprogramms für bidirektionale Ladeinfrastruktur soll Lock-In Effekte verhindern. Diese würden entstehen, wenn weiterhin ausschließliche unidirektionale Ladeinfrastruktur gefördert und gebaut würde. Die Förderung soll auch darauf zielen, dass bidirektionales Laden schnell wettbewerbsfähig wird.

Die Verteilnetzbetreiber sollen mehr Möglichkeiten bekommen, um Verbraucher gezielt anzusteuern und selbst Flexibilitäten (wie z.B. Speicher) unter Vertrag zu nehmen.

Die Mindestgebotsgröße am Regelenergiemarkt soll von 5MW auf 1MW sinken. Das würde mobilen Speichern den Eintritt in den Markt leichter machen.

Die mobilen Speicher sollen bei den Stromnebenkosten (z.B. Netzentgelte) den stationären Speichern gleichgestellt sein. Ansonsten drohe eine Doppelbelastung des gespeicherten Stroms, da dieser ebenso wie verbrauchter Strom abgerechnet würde.

Das bidirektionale Laden braucht eine Kommunikationsinfrastruktur. Damit diese schnell entstehen kann, soll der Smart-Meter-Rollout durch Anreize beschleunigt werden.

Das bidirektionale Laden soll sich auch für Netzbetreiber finanziell lohnen. Dafür sollen sie die damit verbundenen Kosten in der sogenannten Anreizregulierung für die Berechnung ihrer zulässigen Rendite ansetzen können.

Das Papier mit den detaillierten Forderungen ist hier abrufbar.

15.3.2022 | Quelle: Conenergy | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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