Abhängigkeit von Russland: IEA stellt Notfall-Plan zum Erdöl sparen vor

verschiedene Schilder mit Tempolimit - Symbol für Sparen von Energie und ErdölFoto: bluedesign / stock.adobe.com
Ein Tempolimit wäre ein sofort wirksames Instrument zum Energie sparen.
Vom Tempolimit bis zum Homeoffice reichen vorgeschlagenen die Notfallmaßnahmen der IEA, um die Abhängigkeit von Erdöl schnell zu senken.

Die Internationale Energieagentur IEA hat einen zehn-Punkte-Plan aufgestellt, um die Nachfrage nach Öl in „fortgeschrittenen Volkswirtschaften“ innerhalb weniger Monate erheblich zu senken. So lasse sich das Risiko einer größeren Versorgungskrise mindern. Diese Maßnahmen sollen den Preisschock für die Verbraucher:innen und den wirtschaftlichen Schaden dämpfen, der durch Ausfälle von Erdöl-Lieferungen aus Russland zu erwarten ist. IEA-Chef Fatih Birol stellte den Plan zum Erdöl sparen am heutigen Freitag der EU vor.

IEA-Mitglieder sind zur Bereithaltung von Notfallplänen für Erdöl-Engpässe verpflichtet

„Fortgeschrittene Volkswirtschaften“ (advanced economies) der auf den Weltwährungsfonds zurückgreift. Er beschreibt, die ein hohes Pro-Kopf-Einkommen, eine starke Industrialisierung, eine breite Exportbasis und einen ins globale Finanzsystem integrierten Finanzsektor haben. Diese fortgeschrittenen Volkswirtschaften sind laut IEA für fast die Hälfte des weltweiten Erdöl-Verbrauchs verantwortlich. Viele von ihnen seien zudem Mitglieder der IEA. Diese seien verpflichtet, Notfallpläne bereitzuhalten, um bei Bedarf die Ölnachfrage drosseln zu können.

Würden sich teilweise oder ganz auch Schwellenländer an den Maßnahmen beteiligen, wäre die Wirkung noch größer. Beim Öl liegt laut IEA die Hauptnachfragezeit im Juli und August – sie steht in diesem Jahr also noch bevor.

Erdöl lässt sich vor allem im Verkehr sparen

Da der größte Teil des Ölbedarfs auf den Verkehr entfällt, geht es laut IEA vor allem darum, Menschen und Güter mit weniger Öleinsatz zu transportieren. Hinzu kommen Maßnahmen, die den Verkehr an sich reduzieren – wie zum Beispiel das Arbeiten im Homeoffice.

  • Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen um mindestens 10 km/h senken
  • möglichst bis zu drei Tage pro Woche von zu Hause aus arbeiten
  • Autofreie Sonntage in den Städten
  • öffentlicher Verkehrsmittel billiger machen und Anreize für Mikromobilität, Zu-Fuß-Gehen und Radfahren schaffen
  • alternierende Fahrverbote für Privatautos in Großstädten
  • Fahrgemeinschaften bilden und spritsparend fahren
  • Förderung einer effizienten Fahrweise von Lkw und Lieferfahrzeugen
  • Nutzung von Hochgeschwindigkeits- und Nachtzügen anstelle von Flugzeugen, wo dies möglich ist
  • Vermeidung von Geschäftsflügen, wenn es Alternativen gibt
  • Verstärkte Einführung von Elektrofahrzeugen und effizienteren Fahrzeugen

Die meisten der im 10-Punkte-Plan vorgeschlagenen Maßnahmen erfordern Änderungen im Verhalten der Verbraucher:innen. Diese würden durch staatliche Maßnahmen unterstützt, heißt es von der IEA. Wie und ob diese Maßnahmen umgesetzt würden, hänge von den Gegebenheiten in den einzelnen Ländern ab. Damit meint die IEA die Energiemärkte, die Verkehrsinfrastruktur, die soziale und politische Dynamik und andere Aspekte.

Übergang zur nachhaltigen Reduktion des Erdöl-Verbrauchs

Die IEA beschreibt auch, wie Regierungen von den Notfallmaßnahmen zu nachhaltigen Maßnahmen übergehen können. So soll die Ölnachfrage strukturell sinken, bis 2050 Netto-Null-Emssionen erreicht seien.

Das sei nicht nur für die Energiesicherheit wichtig, sondern auch, um den Klimawandel zu bekämpfen und die Luftverschmutzung zu verringern. Als wichtigste Instrumente nennt die IEA die schnelle Einführung von Elektrofahrzeugen, höhere Standards für den Kraftstoffverbrauch, die Förderung alternativer Kraftstoffe, Wärmepumpen und die nachhaltigere Herstellung und Verwendung von Kunststoff.

Für die Umsetzung hätten sich Vorschriften in Kombination mit öffentlichen Informations- und Sensibilisierungskampagnen bewährt. Die IEA betont zudem, dass es nicht nur auf die nationalen Regierungen ankomme. Für viele Maßnahmen sei das Engagement von Bundesstaaten, Regionen oder Kommunen nötig. Zudem sei freiwilliger Einsatz von Bürger:innen und Unternehmen gefragt. So könnten diese Geld sparen und ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zeigen.

Was bei einem Importstopp von Erdgas aus Russland passieren würde, haben Forscher:innen und Thinktanks ebenfalls analysiert.

18.3.2022 | Quelle: IEA | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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