Machbarkeitsstudie untersucht Wasserstoff-Netz für Mitteldeutschland

Das Bild zeigte eine Karte für das mögliche Wasserstoff-Netz MitteldeutschlandGrafik: DBI, GeoBasis-DE
So könnte ein Wasserstoff-Netz in Mitteldeutschland aussehen, wenn es nach den involvierten Unternehmen geht.
Mehr als ein Dutzend Unternehmen haben eine gemeinsame Studie für den Aufbau eines mitteldeutschen Wasserstoffnetzes vorgelegt. Geplant ist auch ein Anschluss an das europäische Hydrogen Backbone.

Die Machbarkeitsstudie sieht ein 339 Kilometer langes Wasserstoff-Netz vor, das Erzeugung und Nachfrage in der Region Leipzig-Halle-Bitterfeld-Leuna-Zeitz-Chemnitz zusammenbringt. Auftraggeber waren Industrieunternehmen, Energieversorger, Netzbetreiber und kommunale Partner. Die Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland hat die Studie koordiniert, das Wasserstoffnetzwerk Hypos hat sie fachlich begleitet. Erstellt haben das Papier DBI Gas- und Umwelttechnik und Infracon Infrastruktur Service.

Zunächst haben sie dafür den möglichen Bedarf der Industrieunternehmen an Grünem Wasserstoff sowie mögliche Erzeugungskapazitäten aus Wind- und Solarstrom erfasst. Dabei stützten sie sich auf die Projektideen der beteiligten Unternehmen. Die Studie untersucht, wie sich Erzeugung und Bedarf verknüpfen lassen, wie sich dabei die bestehende Erdgasinfrastruktur nutzen lässt und was das Ganze kostet.

Ein Achtel des Wasserstoff-Bedarfs ließe sich in der Region decken

Für das Jahr 2040 geht das Autorenteam von einer Gasnachfrage von 20 TWh pro Jahr in der Region aus. Demgegenüber steht ein jährliches Erzeugungspotenzial von rund 2,5 TWh Grünem Wasserstoff. Dieses baut auf die Annahme, dass 30 Prozent des erzeugten Grünstroms für die Wasserstoffproduktion verwendet werden. Um den gesamten Gasbedarf mit Wasserstoff zu decken, bräuchte man rund 6,7 Milliarden m3 Wasserstoff.

Um die bisher identifizierten Erzeuger und Verbraucher zu verbinden, skizziert die Studie ein mitteldeutsches Wasserstoffnetz mit 13 Leitungsabschnitten. Würde man dieses Netz komplett neue bauen, würde es rund 610 Millionen Euro kosten. Indem man bestehende Erdgasleitungen umwidmet und Trassen bündelt, ließen sich die Kosten auf rund 422 Millionen Euro reduzieren.

Pro neuem Bauabschnitt müsse man bei optimalen Bedingungen rund fünf Jahre für Planung und Bau einrechnen, heißt es. Die Umstellung bestehender Leitungen sei hingegen in zwei bis drei Jahre machbar. Wann die ersten Erdgasleitungen für eine Umstellung verfügbar sein könnten, verrät die Pressemitteilung nicht.

Mehrere Netzabschnitte sollen laut Machbarkeitsstudie gleichzeitig gebaut beziehungsweise umgestellt werden. So könnten regionale Wasserstoffcluster bereits vor Fertigstellung des Gesamtnetzes in Betrieb gehen.

Wasserstoff-Netz soll an European Hydrogen Backbone angeschlossen werden

Weil die regionale Wasserstoff-Erzeugung nicht reicht, um den absehbaren Bedarf an Wasserstoff zu decken, soll auch Wasserstoff importiert werden. Zu diesem Zweck sieht die Machbarkeitsstudie einen Anschluss an das European Hydrogen Backbone vor – also das geplante europaweite Wasserstoffnetz. Dafür würden „weitere Investitionen“ nötig.

Regionale Erzeugung von Wasserstoff bietet verschiedene Vorteile, wie zum Beispiel stärkere Unabhängigkeit und geringe Transportkosten. Das Potenzial ist jedoch begrenzt. Daher wird es auch Importe aus anderen Ländern geben.

Die Auftraggeber der Machbarkeitsstudie sehen in dem vorgestellten Plan einen Schritt zu einer flächendeckenden Versorgung von Industrie, Gewerbe/Handel/Dienstleistung und Haushalten mit Wasserstoff. Zu ihnen gehören namentlich das BMW Group Werk Leipzig, DHL Hub Leipzig, Siemens, VNG, Südzucker Gruppe, Flughafen Leipzig/Halle, Leipziger Gruppe, Stadtwerke Halle, Mibrag Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft, Mitnetz, Ontras Gastransport, eins energie in sachsen und die Stadt Leipzig

Das von den Unternehmen und kommunalen Partnern realisierte und selbstfinanzierte Machbarkeitsstudie zeige den gemeinsamen Willen der Region zur Gestaltung einer zukunftsfähigen Energieversorgung inMitteldeutschland, sagt  Jörn-Heinrich Tobaben. Er ist zugleich Geschäftsführer der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland und Vorstandsmitglied des Wasserstoffnetzwerkes Hypos.

29.4.2022 | Quelle: Hypos | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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