DUH: Goldener Geier für Greenwashing geht an Shell

Bläuliche Abgase strömen aus einem Fahrzeugauspuff.Foto: Ingo Bartussek / stock.adobe.com
Schädliche Abgase lassen sich nicht mit ein paar Cent kompensieren wie von der Deutschen Shell suggeriert.
Der "Goldene Geier" für das dreisteste Greenwashing geht dieses Jahr an die Deutsche Shell wegen irreführender Klimaversprechen beim Tanken. Das haben Verbraucher:innen über die Deutsche Umwelthilfe entschieden.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) verleiht in diesem Jahr den Schmähpreis „Goldener Geier“ für Greenwashing an die Shell Deutschland GmbH. Wie der Verein mitteilte, haben das mehr als 20.000 Verbraucherinnen und Verbraucher entschieden, die online über die „dreisteste Umweltlüge des Jahres“ abgestimmt haben. Der Grund: Der Mineralölkonzern behauptet, dass Autofahrende für nur 1,1 Cent zusätzlich pro Liter getanktem Benzin oder Diesel die CO2-Emissionen der eigenen Fahrt ausgleichen könnten. Dagegen ist der Konzern kaum im Bereich Mobilität mit erneuerbaren Energien aktiv.

Aus Sicht der DUH und der großen Mehrheit der Abstimmenden signalisiert Shell damit, Autofahrerinnen und Autofahrer könnten ihr Fahrzeug ohne schlechtes Gewissen und Klimaschäden nutzen. Und wie genau diese klimaschädlichen Emissionen in Projekten am anderen Ende der Welt ausgeglichen werden sollen; diese Rechnung lässt das Unternehmen im Unklaren. Auch kein Wort von Shell dazu, wie man die CO2-Bindung über die notwendigen Jahrhunderte absichern will.

Die DUH hat den Schmähpreis am 21. September 2022 an der Konzernzentrale von Shell in Hamburg übergeben. Das Unternehmen weigerte sich trotz Vorankündigung, den Preis entgegenzunehmen.

DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz: „Mehr als 1.200 eingereichte Vorschläge machen deutlich: Greenwashing von Unternehmen ist kein Einzelfall und ein echtes Aufregerthema für die Menschen. Die dreisteste Umweltlüge verbreitet in diesem Jahr nach Ansicht der Verbraucherinnen und Verbraucher der Mineralölkonzern Shell. Kein Wunder: Mit grünem Gewissen auf deutschen Autobahnen rasen, egal wie hoch der Spritverbrauch ist – und das für den Ablassbetrag von nur 1,1 Cent pro Liter Kraftstoff? Das ist unmöglich. Mit dem Werbeversprechen des CO2-Ausgleichs will Shell die Menschen in die Irre führen, um weiterhin und noch mehr Geld mit fossilem und schädlichem Sprit zu verdienen. Den Schaden tragen Umwelt und Klima – und nicht zuletzt Unternehmen, die ehrlich an wirklich umwelt- und klimafreundlichen Produkten arbeiten. Das lassen wir Shell nicht durchgehen!“

Benzinverbrauch: Klimakosten von 10 Mrd. Euro

Das Ausmaß der Umweltlüge zeige sich, wenn man Shells Logik vom vermeintlichen CO2-Ausgleich für 1,1 Cent zu Ende denkt. Demnach würden rund 225 Millionen Euro jährlich ausreichen, um den gesamten jährlichen Benzinverbrauch in Deutschland „klimaneutral“ zu machen. Die Kostendimension gehe jedoch nicht auf. Denn lege man die vom Umweltbundesamt ermittelten tatsächlichen Klimakosten einer Tonne CO2 zugrunde, ergebe sich für den gesamten Benzinverbrauch in Deutschland die Summe von rund 9,7 Milliarden Euro pro Jahr.

Hinzu komme, dass Shell den CO2-Ausgleich durch den Ankauf von Emissionsgutsschriften für Wald- und Wiederaufforstungsprojekte im globalen Süden begründet. Insbesondere die Kompensationswirkung dieser Projekte ist jedoch zweifelhaft, unter anderem weil CO2-Emissionen für eine sehr viel längere Zeit in der Atmosphäre verbleiben, als die Bindung von Kohlenstoff in Bäumen des Kompensationsprojekts es ausgleichen kann.

Die DUH geht bereits juristisch gegen Shell und fünf weitere Unternehmen vor – wegen Verbräuchertäuschung mit vermeintlicher „Klimaneutralität“.

21.9.2022 | Quelle: DUH | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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