Energieatlas Baden-Württemberg zeigt Potenzial für Floating PV auf Baggerseen

Luftbild mit Grafik zeigt Potenzial von Floating PV auf BaggerseenGrafik: Fraunhofer ISE
Der Energieatlas zeigt die Eignung von Baggerseen für Floating PV in einem einfachen Ampelsystem.
Baggerseen am Oberrhein bieten in Baden-Württemberg ein besonders hohes Potenzial für Floating PV und sind nun auch im Energieatlas des Landes zu finden.

Schwimmende Photovoltaik-Anlagen (Floating-PV) haben das Potenzial, einen bedeutenden Beitrag zur Energiewende zu leisten. Das zeigt eine Studie des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (Fraunhofer ISE). Die LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg hat die Daten aufbereitet und in seinen Energieatlas integriert. Enthalten sind darin die Gewässerflächen auf Baggerseen in aktiver Auskiesung.

Solarstrom fürs Kieswerk

„In Baden-Württemberg weist insbesondere der Oberrheingraben eine hohe Dichte von aktiv betriebenen Baggerseen und damit eine Vielzahl von potenziellen Flächen für schwimmende Photovoltaik-Anlagen auf“, sagt Ulrich Maurer, Präsident der LUBW. Zielgruppe der Darstellung in der Karte sind die Unternehmen, die Kieswerke betreiben.

„Schwimmende Photovoltaikanlagen können für Kieswerkbetreiber profitabel sein, da sie den erzeugten Strom für den Betrieb ihrer schweren Maschinen direkt nutzen können“, sagt Maurer. Da sie durch die eigene Stromerzeugung den Bezug von teurem Strom aus dem Netz vermeiden können, kann sich der Einsatz von Floating PV auch dann lohnen, wenn die Anlage bei einer reinen Netzeinspeisung nicht rentabel wäre.

Mit dem Update des Energieatlas können die Unternehmen nun schnell einschätzen, ob ihr See generell für Floating PV infrage kommt. Das geschieht mit einem Ampelsystem für geeignete und bedingt geeignete Baggerseen. Eine detaillierte Prüfung ist dann der nächste Schritt. „Diese Berechnungen dienen als erste Orientierung für Planer und Kieswerkbetreiber und können eigene Planungen mit sachverständigen Anbietern nicht ersetzen“, sagt Maurer.

Bundesvorgaben reduzieren Potenzial für Floating PV

Das anhand der Daten des Fraunhofer ISE ermittelte theoretische Potenzial liegt für die 71 in der Karte enthaltenen Baggerseen je nach belegter Fläche zwischen 0,28 und 1,13 GW. Allerdings ist die belegbare Fläche mittlerweile auf Bundesebene gesetzlich limitiert worden, sodass nicht mehr alle Szenarien zulässig sind.

Im Energieatlas sind die folgenden Szenarien für die 71 betrachteten Baggerseen dargestellt:

1. 10 % der Seefläche engräumig belegt: 0,28 GW

2. 45 % der Seefläche engräumig belegt: 1,13 GW

3. 100 % der Potenzialfläche weiträumig belegt: 1,07 GW

Die Bundesgesetzgebung sieht einen Bedeckungsgrad des Gewässers von 15 Prozent und einen Mindestabstand zum Ufer von mehr als 40 Metern vor. Das soll eventuelle Beeinträchtigungen der Gewässer minimieren. Das Potenzial der Floating PV fällt dadurch deutlich geringer aus. Baden-Württemberg sieht in der Floating PV dennoch neben Aufdach- und Freiflächen-Photovoltaik eine wichtige Säule für die Solarstrom-Erzeugung. Laut Fraunhofer ISE wurden Baggerseen in Auskiesung betrachtet, da deren ökologische Qualität durch die andauernden Arbeiten noch gering ist. Würde man auch fertige Baggerseen einbeziehen, wäre das Potenzial der Floating PV in Baden-Württemberg etwa doppelt so hoch.

Zur Studie des Fraunhofer ISE geht es hier.

Die nach jetzigen Plänen größte Floating PV-Anlage in Deutschland soll auf dem Ostsee bei Cottbus entstehen. Der Bergbau-Folge-See wird gerade geflutet. Der Seegrund wurde lokal verdichtet, um die PV-Anlage verankern zu können.

22.12.2022 | Quelle: LUBW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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