Photovoltaik-Ausbau in NRW hat an Schwung gewonnen

Die Grafik zeigt den Stand der Solarenergie in NRW und den jährlichen Zubau der Photovoltaik in den vergangenen Jahren.Grafik: LEE NRW
Der Branchenverband LEE NRW hat eine Analyse des Photovoltaik-Ausbaus in NRW vorgestellt. Demnach hat das Bundesland wieder das Rekordniveau der Jahre 2010 und 2011 erreicht.

Mit neu installierten Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von 913 Megawatt im vergangenen Jahr hat Nordrhein-Westfalen das Niveau der bisherigen Rekordjahre 2010 (891 MW) und 2011 (913 MW) wieder erreicht. Im Vergleich zum Jahr 2021 fiel das Plus für die Solarenergie in NRW mit knapp 40 Prozent deutlich aus. Das zeigt eine vom Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) vorgenommene Auswertung der Meldungen im Marktstammdatenregister.

„Es ist ein positives und überfälliges Signal, dass der landesweite Solarausbau unter anderem durch die von uns mit angeschobene Beratungsinitiative für die Photovoltaikanwendung in Industrie und Gewerbe wieder an Schwung gewonnen hat“, sagt LEE NRW-Geschäftsführer Christian Mildenberger. Als Folge der gestiegenen Energiepreise und dem Wunsch vieler Bundesbürger, sich mit eigenen Photovoltaikanlagen unabhängiger zu machen, hat es im vergangenen Jahr auch bundesweit einen Solaraufschwung gegeben. Nach Zahlen der Bundesnetzagentur lag die neu installierte Leistung bei knapp 7.200 MW, nach 5.263 MW im Jahr zuvor (Plus von knapp 37%).

Ausbau der Solarenergie in NRW muss auf 2.000 MW jährlich ansteigen

Nach Branchenberechnungen muss der Ausbau der Solarenergie in NRW in diesem Jahr bei 11.000 MW liegen und in den darauffolgenden Jahren auf bis zu 22.000 MW steigen, damit das Ziel der Bundesregierung von 215.000 MW Solarenergieleistung bis zum Jahr 2030 erreicht wird. „Auch NRW muss seine Anstrengungen im Solar-Sektor deutlich steigern“, sagt Mildenberger. „Um die eigenen Ziele beim Klimaschutz und beim Ausbau Erneuerbarer Energien zu erreichen, ist ein jährliches Plus von mindestens 2.000 MW Solarleistung unverzichtbar.“

Die LEE NRW-Analyse des Marktstammdatenregisters zu ausgewählten Städten zeigt, dass es im vergangenen Jahr teilweise einen starken Photovoltaik-Zubau gegeben hat. So verzeichnete Köln ein Plus von 14,2 MW, Dortmund von 10,0 MW und Essen von 8,6 MW. Unter den größeren NRW-Städten gab es lediglich ausgerechnet in der Landeshauptstadt Düsseldorf mit 6,5 MW eine Stagnation. Gemessen an der Einwohnerzahl liegen bei den vom LEE NRW ausgewerteten Städten Paderborn (11,4 MW) und Bielefeld (11,4 MW) sowie Münster (10,5 MW) an der Spitze.

Nachholbedarf bei Photovoltaik-Freiflächenanlagen

Bei der Analyse der 2022er Ausbauzahlen in NRW fällt auf, dass die Zahl solarer Freiflächenanlagen nur ein Prozent umfasst, die Leistung aber gleichzeitig bei sieben Prozent liegt. „Bei großen Freiflächenanlagen hinkt NRW eindeutig hinterher“, so LEE NRW-Geschäftsführer Mildenberger.

Die nach derzeitigem Stand wohl größte solare NRW Freiflächenanlage könnte in nächster Zeit im Westmünsterland entstehen. Das von der B&W Energy GmbH Co. KG betreute Vorhaben entlang der Bundesautobahn A31 ist auch bekannt unter „Energie-Allee A31“. Es sieht für den ersten Bauabschnitt eine Leistung von 65 MW vor. Zwei weitere Tranchen könnten die Gesamtleistung auf 180 MW erhöhen. „Mit unserem Projekt setzen wir ein starkes Zeichen für Erneuerbare Energie in der Region. Mit einer Leistung von 65 MW könnte bereits der erste Bauabschnitt das größte Photovoltaik-Freiflächenprojekt in ganz NRW sein“, beschreibt Manuel Wissing, Geschäftsführer der B&W Energy Projekt GmbH & Co. KG, die Dimensionen.

Die gesamten Investitionskosten für den geplanten Photovoltaik-Solarpark belaufen sich nach Unternehmensangaben auf rund 125 Millionen Euro. „Wir generieren damit eine Wertschöpfung von 372 Millionen Euro für unsere Region“, so Wissing. „Das Besondere an unserem Projekt ist, dass es ausschließlich von Heidener Bürgern betrieben wird. Dies ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer dezentralen und bürgergetragenen Energieversorgung.“ Dabei gehört es auch zu den Zielen, dass der erzeugte Solarstrom direkt an Haushalte und Gewerbebetriebe vor Ort geliefert werden soll.

LEE NRW fordert Abbau von Hemmnissen für Solarenergie

Damit der Solarausbau in NRW so richtig an Fahrt gewinnt, muss die Landesregierung aus Sicht des LEE NRW schnell mehrere nach wie vor bestehende Hindernisse abbauen:

Freiflächen-PV

  • Bei einer Vielzahl von aktuell geplanten solaren Freiflächenanlagen ist der geltende Landesentwicklungsplan (LEP)ein massiver Verhinderungsgrund. Denn er lässt eine solare Freiflächen-Nutzung im Außenbereich nur unter absolut restriktiven Bedingungen zu. Diese Bestimmungen müssten schnellstens geändert werden.
  • Nach wie vor werden die reichlich vorhandenen Flächen in Industrie- und Gewerbegebieten für die Solarenergie nicht genutzt. Dafür sollte im LEP ein neuer sogenannter Grundsatz eingeführt werden, der in Bereichen von gewerblicher und industrieller Nutzung die Errichtung von Erneuerbaren Energien als Regelfall vorgibt.

Solare Dachanlagen

  • Die Umsetzung der im Koalitionsvertrag vereinbarten landesweiten Solarpflicht ist überfällig. Der erste Schritt, nämlich die Vorgabe für alle neuen öffentlichen Liegenschaften, sollte bereits zum 1. Januar 2023 erfolgt sein. Die gesetzlichen Grundlagen für eine Solarpflicht gibt es bislang noch nicht.
  • Es muss für Photovoltaik-Anlagen eine endgültige Aufhebung der Abstandsregelungen zu sogenannten Brandwänden geben. Der Erlass von Dezember 2022 tendiert in die richtige Richtung. Was fehlt, ist die entsprechende Anpassung der Landesbauordnung.

Der LEE NRW fordert die Landesregierung auf, die Aktivitäten zum Ausbau der Solarstromnutzung schnellstmöglich zu forcieren. „Vor allem für die Freiflächenanlagen sind die Rahmenbedingungen im Zuge der Änderung des Landesentwicklungsplans deutlich zu verbessern, denn ohne Freiflächen-PV-Anlagen sind die eigenen Ziele der Landesregierung nicht zu erreichen“, sagt LEE NRW-Geschäftsführer Mildenberger.

14.2.2023 | Quelle: LEE NRW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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