Machbarkeitsstudie: Flugwindkraftanlagen sollen E-Autos ohne Netz laden

Wiese mit LKW mit Seilwinde und Drachen vor blauem Himmel: der 30-kW-Demonstrator der Flugwindkraftanlagen von EnerKite.Foto: Enerkite GmbH
Enkerkite-Demonstrator (2021): Mit Flugwindkraftanlagen kann man den stärkeren Wind in höheren Luftschichten zur Stromerzeugung ausnutzen.
Das nicht mehr ganz junge Start-up Enerkite will günstigen Windstrom mit Flugdrachen erzeugen. Die neueste Idee ist nun eine mobile Ladestation für Elektroautos.

Gemeinsam mit der VW-Tochter Volkswagen Group Charging will Enerkite eine mobile Ladestelle für Elektro-Fahrzeuge entwickeln, die mit Strom aus Flugwindkraftanlagen betrieben werden soll. Das Vorhaben gehört zum Teilprojekt „Autarke mobile Ladeinfrastruktur“, das wiederum am Wolfsburger Forschungscampus TechnoHyb verortet ist.

Enerkite soll dabei bis Ende 2024 Flugwindkraftanlagen für die mobile Ladestation bereitstellen. Auch die Effizienz seiner Windenergie-Drachen will Enerkite in dem Projekt noch optimieren. Geplant sind dafür „innovative Technologien“ und recyclingfähige Materialien für Flügel und Anlagen.

An den Flugwindkraftanlagen arbeitet Enerkite bereits seit 2010. Dabei kooperiert das Technologie-Unternehmen mit Industriepartnern und führenden Forschungseinrichtungen wie dem DLR, der TU Berlin, BTU Cottbus und der Fraunhofer-Gesellschaft an der Entwicklung. Nach eigenen Angaben ist Enerkite im Bereich der Flugwindkraftanlagen weltweit führend. Da die Anlagen in großer Höhe unterwegs sein sollen, sollen sie besonders konstant Strom liefern. Auch die Kosten sollen gering sein – schließlich fallen teure Türme und Fundamente weg. Doch der Weg zur Marktreife ist schleppend, die Finanzierung kommt derzeit aus Fördermitteln und Crowdfunding. Im Januar meldete das Unternehmen, die Prototypen in Eberswalde fertigen zu wollen. Bisher gibt es lediglich einen „Proof of Concept“.

Enerkite-Geschäftsführer Florian Breipohl sieht die netzunabhängige Ladestation als Option für den flächendeckenden Ausbau der Elektro-Mobilität überall auf der Welt. Breipohl ist seit sieben Jahren bei Enerkite tätig und hat im Oktober 2022 die Geschäftsführung übernommen. Zuvor war er für die Flügelentwicklung zuständig.

In netzfernen Gebieten könne die Flugwindkraft ihre Stärken ausspielen, wie die konstante Stromerzeugung, bedarfsgerechter Betrieb, einfacher Transport und rasche Inbetriebnahme. Dass der Vorlauf zur Markteinführung deutlich länger dauert als einst gedacht, begründet er mit der umfangreichen Grundlagenforschung. Während das Fliegen an sich relativ einfach sei, habe das automatisierte Starten und Laden etwa fünf Jahre Entwicklungszeit gebraucht. Die nächste Hürde sind die Testzeiten im Dauerbetrieb. „Die kann man auch mit Geld kaum verkürzen“, sagt Breipohl. Wenn alles gut läuft, könnte die Markteinführung 2027 klappen, „auf jeden Fall aber vor 2030“, sagt er.

TechnoHyb erhält vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) von 2020 bis 2024 Zuschüsse. Dem zugehörigen Forschungskonsortium ist Enerkite gerade beigetreten. Weitere Mitglieder des Konsortiums sind das Institut für Konstruktionstechnik (IK) der TU Braunschweig, C-Con, Invent, das Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU, die Umwelttechnik und die Volkswagen Group Charging.

Technohyb gehört wiederum zum Forschungscampus Open Hybrid LabFactory, kurz OHLF. Dessen inhaltliche Schwerpunkte sind Kreislauftwirtschaft und Leichtbau.

29.3.2023 | Quelle: Enerkite | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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