Energiewetterindex enwex soll standardisierte PPA erleichtern

Grafik aus dem Energiewetterindex Enwex für Solar zeigt Verlauf des Marktwerts und soll standardisierte PPA ermöglichen.Grafik: Enwex, Screenshot: Solarserver
Der Enwex beinhaltet auch eine Historie der entsprechenden Werte, wie hier von Solarstrom.
Wind- oder Solarstrom über eigene Lieferverträge (PPA) direkt zu verkaufen, ist kompliziert, wenn man die schwankende Produktion und die Marktpreise berücksichtigen will. Ein standardisiertes, marktorientiertes und transparentes Liefer- und Preisprofil gab es bisher nicht. Der Energiewetterindex enwex soll das ändern.

Entwickelt hat den neuen Energiewetterindex der Meteorologe Robin Girmes. Er arbeitet schon lange in der deutschen Energiewirtschaft und gründete unter anderem das auf Energiepreis-Vorhersagen spezialisierte Unternehmen Energy Weather. Der Index enwex ist kostenlos auf www.enwex.com zu finden. Er enthält standardisierte Produktionsprofile für Wind- und Solarstrom und daraus abgeleitete Marktwerte.

Dargestellt werden diese in Form von Stundenwerten der prognostizierten Auslastung der Wind- und Solarenergie-Anlagen in den nächsten 24 Stunden. Zeigt die Spalte „Solar“ zum Beispiel für die Stunde 12 den Wert 51.00, heißt das, dass die PV-Anlagen in Deutschland zu dieser Zeit im Schnitt 51 Prozent ihrer Spitzenleistung liefern werden. Zusätzlich ist ein relativer Marktwert in Bezug auf die Baseload am Spotmarkt der EPEX-Strombörse angegeben. Steht dort zum Beispiel 65.00, ist der Solarstrom an diesem Tag 65 % des Baseload-Preises auf dem Spotmarkt wert. Zum Vergleich: Im Juni 2023 lag der Wert von Solarstrom im Schnitt bei etwa 75 % des Spotmarktpreises. Zusätzlich bietet enwex einen stündlichen Temperaturindex. Mit dessen Hilfe sollen die Einflüsse des Wetters auf Commodity Preise bepreist und abgesichert werden können.

Für die Berechnung der Indizes nutzt enwex eine öffentlich dokumentierte Methode, die wiederum auf das Wettermodell des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF) aufbaut.

Ziel ist es, diesen Index für die Standardisierung von Power-Purchase-Agreements zu nutzen. Der Solaranlagenbetreiber würde dabei jeweils das im enwex angegebene Profil liefern, skaliert auf die konkrete Solaranlage. Der Preis würde täglich anhand der Indexwerte berechnet. Die PPA sind also gleichzeitig dynamisch (liquid PPA) und doch standardisiert.

Das Hamburger Stromhandelsunternehmen FlexPower nutzt den Energiewetterindex bereits, unter anderem für sein Produkt „PowerMatch“. Industriekunden können dort entweder Strom mit dem standardisierten Wind- oder Solarprofil kaufen, oder auch eine „virtuelle Batterie“ ergänzen. Diese füllt dann jeweils die Restleistung bis zur vereinbarten Liefermenge auf. FlexPower ist zudem einer von gut 70 Marktakteuren, die ihr Interesse an einer offiziellen Handelsplattform für das standardisierte Ökostromprofil bekundet haben. Diese Plattform könnte zum Beispiel die in München ansässige Enmacc werden – die finale Entscheidung steht aber noch aus.

Robin Girmes setzt darauf, dass die Standardisierung hilft, „Kannibalisierungseffekte“ der erneuerbaren Energien untereinander zu vermeiden. Zudem gebe es nun eine alternative Herangehensweise zum Ansatz, sich irgendwie unterhalb der Stromgestehungskosten von Verbrennungskraftwerken bewegen zu müssen.

Max Amir Dieringer, CEO von FlexPower, begrüßt enwex als ein bisher fehlendes Puzzlestück im europäischen Energiemarkt: „Auf Basis der enwex-Indizes sind wir in der Lage unseren Kunden transparente Absicherungsinstrumente für alle Risiken rund um die Erzeugung von grüner Energie bereitzustellen. Zudem ermöglicht die standardisierte Natur der Indizes die Bündelung von Liquidität und dadurch die Findung eines effizienten und kompetitiven Preises.“

12.7.2023 | Quelle: FlexPower | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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