Energy Watch Group: Bundesregierung überschätzt Kosten des Ausbaus erneuerbarer Energien
Das Ziel der Bundesregierung, bis 2045 Klimaneutralität zu erreichen, ist laut Thinktank Energy Watch Group nicht mehr konform mit dem Pariser Klimaschutzabkommen. Eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau sei bereits heute kaum mehr zu erreichen. Um weitere Verluste und Schäden durch den Klimawandel zu begrenzen, müsse man die Transformation hin zu 100%-Erneuerbare-Energien über alle Sektoren bereits deutlich früher realisieren. Dass dies zu geringeren Kosten möglich ist, als bisher von der Bundesregierung angenommen wird, zeigt eine neue Analyse der Energy Watch Group zu den Langfristszenarien der Bundesregierung.
Langfristszenarien der Bundesregierung Grundlage für Klimapolitik
Die wissenschaftliche Grundlage der Bundesregierung für die Transformation hin zur Klimaneutralität und zu einem kostenoptimierten und sicheren Energiesystem sind die „Langfristszenarien für die Transformation des Energiesystems in Deutschland“. Die Langfristszenarien stellen eine maßgebliche Referenz dar, wenn es um weitreichende Entscheidungen hinsichtlich der Planung des zukünftigen Energiesystems geht. Die neue Analyse der Energy Watch Group zeigt, dass grundlegende Annahmen in den Langfristszenarien über die Kosten des Ausbaus der erneuerbaren Energien zu hoch angesetzt sind. Zusätzlich prognostiziert man die Kosten für fossile Brennstoffe deutlich zu niedrig. Somit seien die Langfristszenarien der Bundesregierung unzureichend und sie müsse diese aktualisieren.
Aktualisieren müsse die Bundesregierung auch ihre Klimapolitik, da das Erreichen des 1,5°C-Ziels kaum mehr realistisch erscheint. So zeigte bereits 2019 eine Analyse des Sachverständigenrat für Umweltfragen, dass Klimaneutralität 2045 nicht ausreichend ist, um das Pariser Klimaschutzabkommen zu erfüllen. Auf dem Extremwetterkongress, der vor Kurzem in Hamburg stattfand, hieß es sogar, dass das 1,5°C-Ziel schon heute nicht mehr einzuhalten sei. Nur ein beschleunigter Ausstieg aus den fossilen Energien über alle Sektoren bis etwa 2030 würde es Deutschland allenfalls noch ermöglichen, eine zumindest theoretische Chance auf das Einhalten des 1,5°C-Ziels zu wahren.
„Die aktuelle dramatische Entwicklung der Klimakatastrophe erfordert ein wesentlich stärkeres Handeln des Gesetzgebers. Die wissenschaftlichen Grundlagen müssen aktualisiert werden, denn die Studien, auf die sich die Bundesregierung stützt, sind komplett unzulänglich“; sagt Hans-Josef Fell, Präsident der Energy Watch Group. Kürzlich hatte auch der Branchenverband BEE eine Überarbeitung der Langfristszenarien angemahnt.
30.10.2023 | Quelle: Energy Watch Group | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH