Kaltes Nahwärmenetz für 600 Wohnungen in Soest

Zwei Männer in einem Raum mit vielen Leitungen - Zentrale für Kalte Nahwärme in Soest.Foto: Tilia
Die Geschäftsführer von Tilia, Stephan Werthschulte (links), und der Stadtwerke Soest, André Dreißen, in der Nahwärme-Zentrale.
In Soest bei Dortmund entsteht in einem Neubauquartier ein Netz für Kalte Nahwärme. Laut dem Dienstleister Tilia ist es eines der größten Projekte dieser Art in Deutschland.

In dem neuen Quartier „Neuer Soester Norden“ entstehen laut Tilia rund 600 Wohneinheiten in Ein- und Mehrfamilienhäusern, die alle über das kaltes Nahwärmenetz versorgt werden sollen. Flachkollektoren in 1,5 bis 3 Metern Tiefe entziehen dabei dem Boden Wärme. Mit etwa 10 °C Vorlauftemperatur kommt das Bioethanol-Wasser-Gemisch in den Wohnungen an. Dezentrale Wärmepumpen entziehen die Wärme aus dem Netz und heben die Temperatur im Heizkreislauf des Hauses auf das benötigte Niveau. „Durch die zentrale Nutzung von Erdwärme sind keine außenliegenden Anlagenteile erforderlich. Die Heiztechnik ist von außen unsichtbar“, sagt Marcel Besner, Leiter des Bereichs Gas/Wasser/Wärme bei den Stadtwerken. Da die Erdwärmepumpen viel leiser seien als Luftwärmepumpen, würde die Technologie auch die Lebensqualität im neuen Quartier steigern.

Im ersten Bauabschnitt sei die Anlage bereits in Betrieb. Ein zentrales doppellagiges Kollektorfeld mit 9.300 m2 Fläche entzieht dem Boden die benötigte Wärme. Im ersten Teil des zweiten Bauabschnitts sei die Erschließung nahezu abgeschlossen. Die rund 130 Einheiten sollen an den rund 23.000 m2 großen, ebenfalls bereits errichteten, Flächenkollektor des zweiten Abschnitts angeschlossen werden. Die Leitungen im neuen Netzabschnitt sind etwa 3 km lang. Das Team der Stadtwerke betreibt nicht nur das Wärmenetz, sondern installiert und betreibt auch Wärmepumpen selbst und ist Ansprechpartner für die Kundinnen und Kunden.

Kaltes Nahwärmenetz soll im Sommer auch zur Kühlung dienen

Die Wärmepumpen sollen bei Bedarf reversibel arbeiten. Im Sommer sollen sie die Temperatur im Gebäude um drei bis fünf Grad senken können. Die den Gebäuden so entzogene Wärme regeneriert den Kollektor mit dem umgebenden Erdreich für den nächsten Winter. „Die Technik ist grundsätzlich sehr flexibel, das ist ein erheblicher Vorteil“, sagt Sascha Winkelmann aus dem Projektteam der Stadtwerke. „Das smarte Zusammenspiel aus zentraler Energiegewinnung und einem flexiblen Netz hat aus unserer Sicht sehr für diese Lösung gesprochen.“ Das Wärmenetz nutze Synergien und reagiere elastisch auf Nachfrageschwankungen.

Kalte Nahwärme habe allerdings einen relativ hohen Planungsaufwand und höhere Investitionen als andere Technologien. An dieser Stelle kommt Tilia als Dienstleister ins Spiel. „Die innovativen Konzepte für die Fördermittelanträge beinhalten viel Know-how und sind komplex. Die Finanzierung und ein langfristiger Business Case treffen auf gestiegene Baukosten, Lieferengpässe, Personalmangel und Bürokratie“, sagt Tilia-Geschäftsführer Stephan Werthschulte. In Soest beantragte Tilia auch die Förderung durch über das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz in Höhe von 7,3 Millionen Euro. Diese Mittel helfen laut Tilia, wettbewerbsfähige Wärmepreise zu ermöglichen. Ein weiterer Faktor für die Wirtschaftlichkeit sei eine möglichst hohe Anschlussquote.

Welche Förderprogramme angesichts der Haushaltssperre zurzeit noch laufen, lesen berichtet der Solarserver in einem S+ Artikel.

Kalte Nahwärmenetze sind vergleichsweise selten. Sie können bisweilen auch höhere Temperaturen haben – zum Beispiel, wenn sie Grubenwasser nutzen wie in Bochum.

01.12.2023 | Quelle: Tilia | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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