Baden-Württemberg könnte eigene Solarfabriken betreiben

Zwei Männer in blauer Schutzkleidung vor einer Fertigungsmaschine im Gespräch.Foto: Fraunhofer ISE
Noch werden Solarzellen in Baden-Württemberg nur beim Fraunhofer ISE produziert. Das Bundesland bietet aber laut einer Studie das Potenzial, ganze Solarfabriken aufzubauen.
Weil in Baden-Württemberg die Dichte an Unternehmen sehr groß ist, könnte das Land Solarfertigungen aufbauen. Auch neue Akteure wie die ansässige Automobilindustrie könnten den Aufbau unterstützen, so eine Fraunhofer-Studie.

Das Bundesland Baden-Württemberg könnte aufgrund des vorhandenen Know-hows Solarfabriken in ausreichender Zahl errichten. Das ist das Ergebnis einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE im Auftrag des Solar Clusters Baden-Württemberg. Die Untersuchung für den Branchenverband enthält dabei eine Bestandsaufnahme aller produzierenden Unternehmen, die aktuell Teil der PV-Industrielandschaft „im Ländle“ sind. Die Studienautorinnen und -autoren identifizierten dafür 116 aktive Firmen. Wie das Solar Cluster mitteilte, decken diese von der Solarzelle bis zur Netzeinspeisung wichtige Technologien entlang der PV-Wertschöpfungskette ab. Damit wären sie grundsätzlich in der Lage, neue Solarzellen- und PV-Modul-Produktionsstätten im Bundesland aufzubauen.

Bis 2037 müssen in Baden-Württemberg jedes Jahr Photovoltaikanlagen mit einer installierten Leistung von insgesamt 2800 bis 3500 Megawatt installiert werden. Das geht aus dem Netzentwicklungsplan Strom hervor, den die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber erstellt haben. Das Solar Cluster Baden-Württemberg rechnet sogar mit bis zu 4000 Megawatt.

Ein erheblicher Anteil der neu zu errichteten Photovoltaikanlagen im Land könne künftig aus heimischer Produktion stammen. So sei die Dichte an Zulieferern für die Produktion von Solarzellen und PV-Modulen außerhalb Chinas weltweit einmalig. Fast die Hälfte aller Arbeitsplätze der deutschen PV-Zulieferindustrie sitzt in Baden-Württemberg. Allerdings müsste die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber China noch durch eine Reihe von Maßnahmen verbessert werden.

„Der Aufbau von Produktionsstätten für Solarzellen und PV-Module sowie weiterer Komponenten wie Wechselrichter und Montagesysteme könnte von in Baden-Württemberg ansässigen Herstellern und Forschungseinrichtungen durchgeführt werden“, fasst Prof. Dr. Andreas Bett, Institutsleiter des Fraunhofer ISE, das Ergebnis der Kurzstudie für das Solar Cluster zusammen. Bei den 116 Unternehmen sind jene im Anlagenbau und der Produktionstechnik am stärksten vertreten. Hier gebe es rund 40 Unternehmen. Im Bereich Materialien, Solarzellen und PV-Module seien ferner 20 Firmen tätig, bei Montagetechnik und Unterkonstruktionen 23. Für die erforderliche Elektrotechnik und Elektronik haben 22 Unternehmen ihren Sitz in Baden-Württemberg.

Automobilindustrie könnte einsteigen

Zusätzlich zu bereits in der PV-Branche aktiven Firmen analysiert die Studie das Potenzial für bestehende große Unternehmen, entlang der Wertschöpfungskette für Photovoltaik neu einzusteigen. Besonders für die im Bundesland starke Automobilindustrie sowie Maschinen- und Anlagenbauer biete sich durch die bestehenden Kompetenzen ein Quereinstieg in Business-Optionen wie Elektronik für PV-Wechselrichter, Getriebe für Solartracker oder PV-Unterkonstruktionen an.

„Baden-Württemberg soll und kann künftig eine zentrale Rolle beim Wiederaufbau einer europäischen Photovoltaik-Produktion spielen. Auch lokale Produktionskapazitäten für PV-Module in Multi-Gigawatt-Skalen sind möglich und erstrebenswert.“ Das sagt Andreas Schlumberger, Geschäftsführer des Solar Clusters Baden-Württemberg.

Quelle: Solar Cluster BW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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