Öffentliche Stromerzeugung im Jahr 2024: 62,7 Prozent Ökostrom
Die Windkraft war auch im Jahr 2024 wieder die wichtigste Stromquelle in Deutschland, sie trug 136,4 Terawattstunden (TWh) und damit 33 Prozent zur öffentlichen Stromerzeugung bei. 2024 war jedoch mit 139 TWh ein schwächeres Windjahr als 2023. Der Anteil der Onshore-Windkraft sank auf von 115,3 TWh im Jahr 2023 auf 110,7 TWh im Jahr 2024. Die Offshore-Produktion lag mit 25,7 TWh etwas über dem Vorjahresniveau von 23,5 TWh. Der Ausbau der Windenergie bleibt allerdings weiterhin deutlich hinter dem Plan zurück: Bis November hat man in Deutschland an Land 2,4 Gigawatt (GW) neu errichtet, geplant waren 7 GW. Der Ausbau der Offshore-Anlagen verlief etwas besser als in den Vorjahren. Hier hat man 2024 0,7 GW neu errichtet. Geplant sind 5 bis 7 GW jährlich bis 2026 und 30 GW gesamt bis zum Jahr 2030.
Photovoltaik-Anlagen haben im Jahr 2024 72,2 TWh erzeugt, wovon die Betreiber:innen 59,8 TWh ins öffentliche Netz eingespeist und 12,4 TWh im Eigenverbrauch genutzt haben. Die gesamte Produktion hat sich gegenüber dem Vorjahr um 10,8 TWh und damit um 18 Prozent erhöht. Der Anteil der Photovoltaik an der öffentlichen Netto-Stromerzeugung im Jahr 2024 lag bei 14 Prozent. Der Juli 2024 war mit 8,7 TWh der Monat mit der höchsten solaren Stromerzeugung. Der Photovoltaik-Ausbau übertraf im Jahr 2024 wie bereits 2023 die Ziele der Bundesregierung: Statt der geplanten 13 Gigawatt hatte man bereits bis November 13,3 Gigawatt errichtet. Alle Daten für 2024 liegen noch nicht vor – voraussichtlich werden es bis Ende 2024 15,9 Gigawatt sein. Der PV-Ausbau in Deutschland liegt damit weiterhin auf einem zweistelligen Niveau.
Die Wasserkraft lag mit 21,7 TWh etwa auf dem Niveau des Vorjahres (19,7 TWh). Die installierte Leistung von Laufwasseranlagen liegt bei 6,4 GW. Die Biomasse trug mit 36 TWh zur Stromerzeugung im Jahr 2024 bei, wobei die installierte Leistung unverändert bei 9,1 GW lag.
Erneuerbare Energien produzierten im Jahr 2024 275,2 TWh Strom
Insgesamt produzierten die erneuerbaren Energien im Jahr 2024 rund 275,2 TWh Strom und liegen damit 4,4 Prozent über dem Vorjahr (267 TWh). Der Anteil der in Deutschland erzeugten erneuerbaren Energien an der Last, also dem Strommix, der tatsächlich aus der Steckdose kommt, lag bei 56 Prozent gegenüber 55,3 Prozent im Jahr 2023. Das deckt sich im Großen und Ganzen mit den vorläufigen Zahlen, die der Branchenverband BDEW im Dezember veröffentlicht hatte.
Die gesamte Nettostromerzeugung beinhaltet neben der öffentlichen Nettostromerzeugung auch die Eigenerzeugung von Industrie und Gewerbe, die hauptsächlich mit Gas erfolgt. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der gesamten Nettostromerzeugung einschließlich der Kraftwerke der Betriebe im verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden liegt daher nur bei 58,6 Prozent. Im Jahr 2023 waren es noch 54,7 Prozent.
Durch den steigenden Anteil erneuerbarer Energien und den Rückgang der Kohleverstromung ist die Stromerzeugung so CO2-arm wie nie zuvor, seit 2014 haben sich die Emissionen aus der Stromerzeugung von 312 auf etwa 152 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr halbiert. Die Kohlendioxidemissionen der deutschen Stromerzeugung lagen 58 Prozent niedriger als zu Beginn der Datenerhebung 1990.
Die Last im Stromnetz betrug 462 TWh und liegt damit leicht über dem Niveau des Jahres 2023 von 458 TWh. Dabei ist zu beachten, dass der Eigenverbrauch von Solarstrom auf rund 12,4 TWh gestiegen ist. Dieser Eigenstromverbrauch zählt gemäß Definition nicht zur Last, deutet aber auf einen insgesamt gewachsenen Stromverbrauch hin. Die Last umfasst den Stromverbrauch aus dem Netz und die Netzverluste, aber nicht den Pumpstromverbrauch und den Eigenverbrauch der konventionellen Kraftwerke.
Batteriespeicher entwickeln sich rasant
Parallel zum Ausbau der erneuerbaren Energiequellen in Deutschland steigt auch der Bedarf an Speicherkapazität. Dezentrale Batteriespeicher sind besonders gut geeignet, um die Erzeugung von Wind- und Solarstrom zu puffern. So werden neue Photovoltaik-Anlagen in Privathaushalten meistens gemeinsam mit einem Heimspeicher installiert. Noch fehlen allerdings bei den meisten kleinen Anlagen die Eingriffsmöglichkeiten oder Anreizsysteme für einen netzdienlichen Betrieb. Im Segment der Großspeicher könnte sich in den nächsten Jahren die installierte Leistung vervielfachen, wenn alle Projektier die im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur vorangemeldeten Projekte umsetzen.
Die installierte Batterieleistung stieg stark auf 12,1 GW (8,6 GW im Jahr 2023), die Speicherkapazität wuchs von12,7 GWh auf 17,7 GWh. Die Leistung der deutschen Pumpspeicherwerke liegt bei rund 10 GW.
Stromerzeugung im Jahr 2024 erstmals ohne Kernkraft
2024 war in Deutschland das erste volle Jahr ohne Stromerzeugung aus Kernkraft seit 1962, nachdem im April 2023 die Betreiber die letzten drei Atomkraftwerke Emsland A, Neckarwestheim 2 und Isar 2 abgeschaltet hatten. In ihrem letzten Betriebsjahr hatten diese 6,3 Prozent der öffentlichen Stromerzeugung geliefert. Dies wurde durch die Erzeugung aus erneuerbaren Energien energetisch ersetzt.
Die öffentliche Netto-Stromerzeugung der deutschen Kohlekraftwerke ging im Jahr 2024 weiter zurück: Braunkohle lieferte 71,1 TWh, das sind 8,4 Prozent weniger als im Vorjahr (77,6 TWh). Hinzu kamen 1,3 TWh für den industriellen Eigenverbrauch. Noch stärker sank die Nettoproduktion aus Steinkohlekraftwerken: Sie lieferten 24,2 TWh, ein Minus von 27,6 Prozent gegenüber 2023 (33,4 TWh), für den industriellen Eigenverbrauch kommt kein Steinkohlestrom mehr zum Einsatz.
Für historische Vergleiche muss die Bruttostromerzeugung betrachtet werden, da es erst seit 2002 Zahlen zur Nettostromerzeugung gibt. Die Bruttostromerzeugung aus Braun- und Steinkohle in Summe wird ungefähr bei 108 TWh liegen. So ein niedriges Niveau hatte man in Deutschland zuletzt im Jahr 1957.
Die Nutzung von Erdgas zur Stromerzeugung stieg mit 48,4 TWh für die öffentliche Stromversorgung um 9,5 Prozent über das Niveau des Vorjahres. Es trug zudem 25,6 TWh zur industriellen Eigenversorgung bei.
Export und Börsenstrompreis
2023 verzeichnete Deutschland erstmals einen Importüberschuss von 9,2 TWh. Das lag besonders an den geringeren Stromerzeugungskosten in den europäischen Nachbarländern im Sommer und den hohen Kosten der CO2-Zertifikate lag. Der Import stieg 2024 insbesondere wegen der niedrigen Strompreise der Nachbarländer im Sommer im Saldo auf 24,9 TWh. Die wichtigsten Importländer waren Frankreich (Saldo 12,9 TWh), Dänemark (12,0 TWh), Schweiz (7,1 TWh) und Norwegen (5,8 TWh). Deutschland exportierte Strom im Saldo nach Österreich (7,2 TWh), Polen (3,5 TWh), Luxemburg (3,5 TWh) und Tschechien (2,8 TWh).
Im November und Dezember stiegen die Börsenstrompreise deutlich an. Dadurch wurde die fossile Stromerzeugung zeitweise rentabler als im Sommer 2024, und die Importe fielen in der Folge. Deutschland hat im Gegensatz zu seinen Nachbarländern (Österreich, Schweiz, Frankreich) auch im Winter genügend Kraftwerkskapazitäten, um Strom für den Export zu produzieren.
Der durchschnittliche volumengewichtete Day-Ahead Börsenstrompreis ging um 15,5 Prozent zurück auf 78,01 €/MWh bzw. 7,8 Cent/kWh (2023: 92,29 €/MWh bzw. 9,23 Cent/kWh). Er liegt damit auch unter dem Niveau des Jahres 2021 (93,36 €/MWh). Im Jahr 2022 lag der Börsenstrompreis bei 230,57 €/MWh bedingt durch den Angriff auf die Ukraine und die damit ausgelöste Energiekrise und durch die Nichtverfügbarkeit vieler Atomkraftwerke in Frankreich.
Eine ausführliche Präsentation der Daten zu Stromerzeugung, Import/Export, Preisen, installierten Leistungen, Emissionen und Klimadaten sind auf dem Energy-Charts Server unter diesem Link zu finden.
Quelle: Fraunhofer ISE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH