Batterie-Recycling: Hochschule setzt auf thermische Verfahren

Zwei Männer in einem Industriegebaäude mit Werkstoffen und der schwarzen Masse alter Batterien.Foto: Hochschule Anhalt
Erwärmen statt Schreddern: Prof. Dr. Fabian Herz (rechts) und Dr. Fabian Weigler (links) untersuchen neue Wege zur Gewinnung begehrter Rohstoffe aus Lithium-Batterien. Sie stecken in der sogenannten "schwarzen Masse".
Die Hochschule Anhalt arbeitet am ersten thermischen Verfahren, um Lithium-Batterien zu recyceln. Die Forscher hoffen so, mehr Batterie-Rohstoffe zurückgewinnen zu können als mit herkömmlichem Schreddern.

Gebrauchte Lithium-Batterien mit thermischen Verfahren zu recyceln statt sie zu schreddern. Ein solches Verfahren verfolgt ein Forschungsteam der Hochschule Anhalt. Ziel ist mit dieser Art von Batterie-Recycling, die wertvollen Rohstoffe aus den Stromspeichern zurückzugewinnen.

Zu den wertvollsten Materialien gehören laut Pressemitteilung Lithium und Kobalt, Aluminium, Kupfer und Nickel. Bislang spiele ihre Rückgewinnung aus gebrauchten Geräten aber kaum eine Rolle. Nur die Hälfte aller Lithium-Batterien lande laut Umweltbundesamt im Recyclingkreislauf. Ein Grund: fehlende Verfahren, die effizient und wirtschaftlich sind. Hier setzen die Forschenden der Hochschule Anhalt mit ihrem Projekt „Thermisches Recycling von Lithiumbatterien“ an.

Lithium-Batterien entzünden sich leicht, wenn ihr ursprünglicher Bauplan zerstört wird. Doch das sei unabdingbar, um an die sogenannte „schwarze Masse“ zu kommen, in der die wertvollen Materialien enthalten sind. Dazu werden Lithium-Batterien in herkömmlichen Verfahren zunächst entladen, so dass die Batterien nicht in Flammen aufgehen, und anschließend zerkleinert. Doch viele der gebrauchten Gerätebatterien lassen sich im Vorfeld nicht entladen. „Die spontane und unkontrollierte Freisetzung von Energie, auch bekannt als thermisches Durchgehen, stellt eine der größten Herausforderungen dar“, erklärt Prof. Dr. Fabian Herz, Professor für Apparate- und Anlagentechnik an der Hochschule Anhalt. Deshalb erforscht er mit seinem Team, wie sich die mobilen Stromspeicher in einem Ofenreaktor in ihre Einzelteile thermisch trennen lassen.

Erstes thermisches Aufschlussverfahren

Es sind die ersten Versuche dieser Art, um Lithium-Batterien nicht mechanisch, sondern thermisch aufzuschließen. „Das geschlossene System eines Drehrohrofens ist dabei ein großer Vorteil“, so Herz. Zu seinem Technikum gehören etwa Drehrohröfen verschiedener Größen und eine Vielzahl an Messgeräten. Die großen Reaktoren mit bis zu sechs Metern Länge und einen Meter Durchmesser sowie Temperaturen von bis zu 1600 Grad Celsius sind Hauptschauplatz der Untersuchungen. In Kürze sollen die ersten Batterien darin mit Wärme beaufschlagt in Bewegung gesetzt und das Verhalten jeder einzelnen Komponente beobachtet werden. Inwieweit sich die Komponenten für die Weiterverarbeitung und Wiederverwendung eignen, wird anschließend gemeinsam mit Projektpartnern bewertet.

„Unser Ziel ist ein effizienter Prozess in einem Ofenreaktor, über den eine möglichst hohe Rückgewinnungsquote für die schwarze Masse erreicht wird“, sagt Herz. Dazu habe sein Team bereits verschiedene Batterien typisiert, denn das Verfahren soll auf die wichtigsten Baugruppen anwendbar sein, wie zum Beispiel Akkus für E-Zigaretten, Smartphones, Laptops. Sie enthalten nur geringe Mengen wertvoller Metalle, die sich mit herkömmlichen Verfahren nicht wirtschaftlich zurückgewinnen lassen. Das thermische Verfahren der Anhalter Ingenieure könnte das ändern.

Das Interesse am breiten Recycling von Lithium-Batterien wächst aus unterschiedlichen Gründen. So wird sich die Anzahl der ausgedienten Akkus in den kommenden Jahren um ein Vielfaches erhöhen und zugleich der Bedarf an neuen steigen. Außerdem schreibt die aktuelle EU-Batterieverordnung weitaus höhere Recyclingquoten als in der Vergangenheit vor – auch um von Rohstoffimporten unabhängiger zu werden. Fabian Herz: „Deshalb sind wir nicht die einzigen, die an einem effizienten Verfahren forschen. Im thermischen Bereich sind wir jedoch Vorreiter“.

Noch etwa zwei Jahre haben er und sein Team Zeit, ihre Idee bis zum Technikums-Maßstab zu entwickeln. Solange läuft die Finanzierung des Projekts durch die Europäische Union und das Land Sachsen-Anhalt (Beginn 1.2.2024). Danach ist das Upscaling mit Industriepartnern geplant.

Quelle: Hochschule Anhalt | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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