Stillstand beim Ausbau der Wasserkraft in Nordrhein-Westfalen

Der Ausbau der Wasserkraft ist im Bundesland Nordrhein-Westfalen 2024 komplett zum Erliegen gekommen. Das zeigt eine vom Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) vorgenommene Auswertung des Marktstammdatenregisters. Wie der LEE NRW weiter mitteilte, gab es in keinem der fünf Regierungsbezirken eine einzige, öffentlich bekannt gewordene Genehmigung für ein zusätzliches Wasserkraftwerk. „Nach den ohnehin schon sehr schwachen Ausbauzahlen in den vergangenen Jahren, ist das der neue Tiefpunkt für die landesweite Wasserkraftbranche“, sagte LEE NRW-Vorsitzender Hans-Josef Vogel. „Die Wasserkraft ist für die Landesregierung überhaupt kein Thema.“ Das sei nicht vereinbar mit dem Klimaschutzgebot des Grundgesetzes und der NRW-Landesverfassung.
Der Ausbau der Wasserkraft ist nicht nur in den NRW sehr überschaubar. Nach Auskunft des Verbandes gingen 2024 deutschlandweit 19 Turbinen mit einer Leistung von 4921 Kilowatt (kW) neu in Betrieb. 2023 waren es 27 Turbinen mit einer Leistung von 2082 kW gewesen. Der Verband weist darauf hin, dass eine neue Turbine nicht gleichbedeutend mit einem Wasserkraftwerk sei. Oft würden z.B. Restwasserturbinen installiert.
Neuer Wasserkraftverband
Um gegen die Ebbe in der NRW-Wasserkraft vorzugehen, haben sich die Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke NRW e.V. (AGW) und die Interessengemeinschaft Wassernutzung NRW (IGW) nun zu einem gemeinsamen Verband zusammengeschlossen. Der WasserEnergie NRW e.V., so der neue Name, vereine laut LEE NRW an die 140 Mitglieder mit zusammen 130 Megawatt Wasserkraft-Leistung. „Angesichts des traurigen Umgangs der Landespolitik mit der Wasserkraftnutzung im Land ist es richtig, dass die Wasserkraftbranche nun geeint gegenüber Politik und Verwaltung auftritt“, so Vogel.
„Als Industrieland kann es sich NRW nicht leisten, die regenerative Energiequelle Wasserkraft links liegen zu lassen. Wir brauchen schnell ein klares politisches Bekenntnis mit definierten Ausbauzielen der Wasserkraft“, fordert Gunnar Lohmann-Hütte, neuer WasserEnergie NRW-Vorsitzender. Lohmann-Hütte mahnte dabei die Potenzialstudie an, die nach knapp dreijähriger schwarz-grüner Regierungszeit immer noch nicht vorliege. Dabei hätten die Wasserkraftverbände bereits konkrete Vorschläge zum umweltfreundlichen Wasserkraftausbau im Land gemacht.
Aquathermie zur Wärmenutzung an Wasserkraftwerken
Neben der klassischen Stromerzeugung will sich der neue NRW-Wasserenergieverband auch für die Aquathermie, sprich die Wärmenutzung der Gewässer, stark machen. Durch den Einsatz von Wärmepumpen kann dem Flusswasser Wärme entzogen werden, die beispielsweise für Heizzwecke genutzt werden kann. Wasserkraftanlagen bieten an ihren Staubecken und der lokalen Stromerzeugung dafür die perfekten Bedingungen. „Mit der Aquathermie steigt die energiewirtschaftliche Bedeutung der Wasserkraft, die so vielerorts bei der kommunalen Wärmeversorgung eine wichtige Rolle übernehmen und einen Beitrag zur Dekarbonisierung des Wärmesektors leisten kann“, betont Michael Detering, neuer Vize von WasserEnergie NRW.
Nicht nur der Ausbau sei zum Erliegen gekommen, selbst Bestandsanlagen stünden unter Druck. Dies stehe im starken Gegensatz zu geltendem Recht und zu den Klimazielen des Landes.
Der LEE NRW und WasserEnergie NRW fordern daher gemeinsam, dass sich die Landesregierung samt ihren Ministerien klar für die Wasserkraft ausspricht und beginnt, bestehende Potenziale in der Strom- und Wärmeerzeugung zu nutzen. Außerdem müssen die Genehmigungsprozesse stark vereinfacht werden, die Behörden brauchen hier klare Leitfäden „Es darf nicht noch einmal eine Null beim jährlichen Ausbau geben oder sogar ein Nettorückgang.“
Quelle: LEE NRW | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH