ESMC warnt vor Fernzugriff auf Photovoltaik-Wechselrichter

Laut dem europäische Solarindustrieverband European Solar Manufacturing Council (ESMC) ist die Energiesouveränität Europas durch den Fernzugriff auf Photovoltaik-Wechselrichter gefährdet. Dabei sieht der Verband Risiken bei Produkten außereuropäischer Hersteller – vor allem aus China. Eine Studie des Risikomanagement-Unternehmens DNV sei zu diesem Ergebnis gekommen.
Während die Photovoltaik eine immer zentralere Rolle bei Europas sauberer Energiewende und Energieunabhängigkeit spielt, bedroht laut ESMC eine verborgene Schwachstelle diesen Fortschritt: Der softwarebasierte Fernzugriff auf Wechselrichter. „Heute sind bereits über 200 GW der europäischen PV-Kapazität mit in China hergestellten Wechselrichtern verbunden“, sagt ESMC-Generalsekretär Christoph Podewils. „Das bedeutet, dass Europa effektiv die Fernkontrolle über einen großen Teil seiner Strominfrastruktur abgegeben hat.“
Das Risiko ist nicht theoretisch. Moderne Wechselrichter müssen mit dem Internet verbunden sein, um wichtige Netzfunktionen zu erfüllen oder um am Strommarkt teilzunehmen. Diese Verbindungen ermöglichen jedoch auch Software-Updates. Das bedeutet, dass jeder Hersteller die Leistung dieser Geräte aus der Ferne verändern kann. Dies birgt erhebliche Gefahren für die Cybersicherheit, einschließlich des Potenzials für vorsätzliche Störungen oder Massenabschaltungen. Ein aktueller DNV-Bericht, den der PV-Branchenverband Solar Power Europe in Auftrag gegeben hat, bekräftigt diese Sorge und warnt vor der realen Möglichkeit kaskadenartiger Stromausfälle, die man durch böswillige oder koordinierte Manipulation von Wechselrichtern verursachen kann.
Weitere Bedenken laut dem DNV-Bericht:
- 70 % aller im Jahr 2023 installierten Wechselrichter stammen von chinesischen Anbietern, hauptsächlich von Huawei und Sungrow.
- Diese beiden Unternehmen allein kontrollieren bereits den Fernzugriff auf 168 GW an PV-Kapazität in Europa.
- Bis 2030 wird diese Zahl voraussichtlich 400 GW überschreiten – vergleichbar mit der Leistung von 150 bis 200 Kernkraftwerken.
- Einer dieser Anbieter ist bereits in vielen Ländern aus dem 5G-Sektor verbannt und in Belgien wird derzeit wegen Bestechung und Korruption ermittelt.
Fernzugriff auf Photovoltaik-Wechselrichter regulieren
Angesichts dieser Erkenntnisse fordert das ESMC die sofortige Entwicklung einer EU-„Inverter Security Toolbox“ nach dem Vorbild der erfolgreichen 5G Security Toolbox. Dies würde Folgendes beinhalten:
- Eine umfassende Risikobewertung der Hersteller von Wechselrichtern.
- Die Forderung, dass Hersteller von Wechselrichtern mit hohem Risiko keine Online-Verbindung zu europäischen Stromnetzen unterhalten dürfen.
- Erwägung eines völligen Verbots des Netzanschlusses für solche Hersteller.
- Die proaktive Gesetzgebung Litauens − das Verbot von Wechselrichtern aus China − sollte auf alle EU-Mitgliedstaaten übertragen werden, um sicherzustellen, dass die Sicherheitsmaßnahmen für PV-Anlagen jeder Größe gelten.
„Europa muss jetzt handeln, um eine künftige Energiekrise zu verhindern, die mit der Abhängigkeit von Gas aus Russland vergleichbar wäre“, sagt Podewils. „Wir unterstützen die bevorstehende Bewertung der Cybersicherheitsrisiken in der solaren Wertschöpfungskette durch die Europäische Kommission und sind bereit, unsere Expertise einzubringen.“
Quelle: ESMC | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH