Würzburg: Sanierungsfahrplan für öffentliche Gebäude erarbeitet

Eine Luftaufnahme von Würzburg, die Stadt will mit einem Sanierungsfahrplan die öffentlichen Gebäude dämmen und Wärmepumpen und Photovoltaik-Anlagen einbauen.Foto: Stadt Würzburg
Die Stadtverwaltung Würzburg nimmt beim Klimaschutz eine Vorbildfunktion ein. Werden alle Maßnahmen umgesetzt, kann die Stadt nach aktuellen Prognosen jährlich bis zu einer Million Euro an Energiekosten einsparen.
In Würzburg sollen Wärmepumpen und Photovoltaik-Anlagen fossile Energieträger in öffentlichen Gebäuden ersetzen und eine bessere Dämmung den Gebäudebetrieb nachhaltiger machen.

Die Stadt Würzburg hat das Ziel die Stadtverwaltung bis 2028 klimaneutral aufzustellen und bis 2040 Klimaneutralität für die gesamte Stadt zu erreichen. Eine zentrale Stellschraube dafür ist die CO2-Reduktion im öffentlichen Gebäudebestand, die langfristig nicht nur Energie, sondern auch Geld sparen soll. Damit die energetische Sanierung trotz knapper Kassen gelingen kann, setzt Würzburg auf einen detaillierten energetischen Sanierungsfahrplan. Für die ersten 20 öffentlichen Gebäude empfiehlt der Plan etwa 200 Maßnahmen und zeigt CO2-Einsparpotenziale, Investitionskosten und Amortisationszeiten auf. Das auf Bau, Immobilien und Infrastruktur spezialisierte Beratungsunternehmen Drees & Sommer SE begleitete die Stadt bei der Ausarbeitung des energetischen Sanierungsfahrplans.

Wie in vielen Städten und Gemeinden sind auch in Würzburg zahlreiche Gebäude in die Jahre gekommen. Viele dieser Bauten stammen aus den 1960er- und 1970er-Jahren und sind damit echte Energiefresser. „Alte Fenster, fehlende Dämmung und ineffiziente Heizungen belasten nicht nur das Klima, sondern auch das ohnehin enge städtische Budget“, sagt der Würzburger Oberbürgermeister Martin Heilig. Die Bedeutung der energetischen Sanierung gehe jedoch weit über bloße Kosteneffizienz hinaus. „Unsere öffentlichen Gebäude haben eine Vorbildfunktion und sollen nicht zuletzt die Stadtgesellschaft und die Wirtschaft animieren, ebenfalls in die energetische Gebäudesanierung zu investieren. Die klimaneutrale Stadtverwaltung ist daher ein wichtiger Baustein in unserem Klimaschutzkonzept für die gesamte Stadt“, so Heilig.

Sanierungsfahrplan für Würzburg verfolgt schrittweisen Ansatz

Der neue Sanierungsfahrplan verfolgt einen schrittweisen Ansatz über die nächsten 20 Jahre. Nach dem Prinzip „worst first“ konzentriert sich Würzburg zunächst auf die 20 Gebäude mit dem höchsten Energieverbrauch. Dazu wurde auch die mögliche Reihung der Sanierungsprojekte betrachtet und Empfehlungen formuliert. Wärmepumpen und Photovoltaik-Anlagen sollen fossile Energieträger ersetzen, bessere Dämmung den Gebäudebetrieb nachhaltiger machen.

„Wir haben für jedes einzelne Objekt den baulichen und energetischen Ist-Zustand bewertet, die Energie- und CO2-Einsparpotenziale analysiert sowie die Sanierungs- und Ersatzinvestitionen berechnet“, sagt Moritz Decker, Experte für Klimaneutralität und Energiemanagement bei Drees & Sommer. „Auf dieser Basis haben wir Maßnahmen entwickelt und nach Kriterien wie Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und Realisierbarkeit bewertet. Die Bandbreite reicht von der Installation von Photovoltaikanlagen über den Einsatz von Batteriespeichern bis hin zu Dach- und Fassadenbegrünungen.“

Sanierung rechnet sich

Die energiebedingten Investitionskosten für die 20 untersuchten Liegenschaften belaufen sich laut Moritz Decker auf etwa 33 Millionen Euro. Demgegenüber könnte die Stadt etwa eine Million Euro pro Jahr an Betriebskosten einsparen, wenn die Maßnahmen umgesetzt sind. So wäre es möglich, dass sich das Projekt in etwa 33 Jahren amortisiert.

Um wirtschaftlich sinnvoll vorzugehen, haben die Stadtverwaltung und Drees & Sommer einen „kapazitätsoptimierten Fahrplan“ entwickelt: „Ausschlaggebend für unsere Priorisierung ist nicht nur der jeweilige Zustand der Gebäude, sondern auch die finanziellen und personellen Kapazitäten, die Würzburg jährlich aufbringen kann“, sagt Decker. Beispielsweise fließe in die Analyse ein, wann eine Liegenschaft ohnehin modernisiert werden müsse. Neben den langfristigen Maßnahmen hat der Sanierungsfahrplan in Würzburg auch sogenannte Quick-Wins identifiziert, die kurzfristige Energieeinsparungen mit geringem Aufwand und niedrigen Kosten ermöglichen.

Für die notwendigen Investitionen stehen unterschiedliche Fördertöpfe zur Verfügung, beispielsweise für die Gebäudesanierung mit Schwerpunkt Dämmung, für den Austausch alter Öl- und Gasheizkessel, für den Einbau von Wärmepumpen, für Photovoltaik-Anlagen oder für die Umstellung auf regenerative Wärmenetze. Dazu kommen steuerliche Anreize wie Sonderabschreibungen. Für Moritz Decker müssen Bund und Länder hier noch stärker aktiv werden: „Da die Sanierungsquote von Gebäuden mit unter 1 Prozent weit unter den eigentlich benötigten 3 Prozent liegt, reichen die bestehenden Fördermittel nicht aus, um die Klimaziele zu erreichen. Allein können Kommunen die Investitionen nicht stemmen.“

Quelle: Drees & Sommer | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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