Wallbox-Inspektion 2025 ermittelt Unterschiede beim solaren Überschussladen

Eine Grafik zeigt den Aufbau des Tests für die Wallbox-Inspektion 2025, bei der solares Überschussladen aus der Photovoltaik-Anlage im Fokus stand.Grafik: HTW Berlin
Schematischer Aufbau des Wallbox-Tests in der Power Hardware-in-the- Loop-Umgebung im Digital Grid Lab des Fraunhofer ISE.
In der ersten Wallbox-Inspektion hat die Wallbox Amperfied connect.solar, dicht gefolgt vom Fronius Wattpilot Flex, die besten Ergebnisse beim solaren Überschussladen gezeigt.

Die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin bringt seit einigen Jahren mit ihrer Stromspeicher-Inspektion mehr Transparenz in den Photovoltaik-Speichermarkt. Nun haben die Wissenschaftler:innen erstmals die Wallbox-Inspektion 2025 vorgestellt. Fünf Wallboxen hat man nach einem von der HTW Berlin, dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) und dem ADAC e.V. neu entwickelten Testverfahren vermessen, analysiert und bewertet. Amperfied, Fronius, Kostal und SMA sowie ein namentlich nicht genannter Teilnehmer stellten sich der ersten Wallbox-Inspektion. Im Fokus des Systemvergleichs stand die Funktion des solaren Überschussladens. Das Ergebnis: Bis zu 540 Euro lassen sich durch eine effiziente Wallbox in 10 Jahren gegenüber einer weniger effizienten Ladelösung einsparen. Einige Optimierungspotenziale und Luft nach oben zeigen alle Wallboxen.

Im Test befanden sich die Wallboxen in Kombination mit Stromzähler und Heim-Energiemanagementsystem (HEMS). Testsieger ist die Wallbox Amperfied connect.solar mit dem PowerMeter 63, dicht gefolgt vom Fronius Wattpilot Flex Home 22 C6 mit dem Smart Meter IP. Den dritten Platz belegt der Kostal Enector AC in Kombination mit dem Smart Energy Meter G2.

Solares Überschussladen von Wallboxen erstmals im systematischen Praxistest

Hinter den Betriebsmodi „Eco“, „Solar Pure“ oder auch „Laden mit PV-Überschuss“ versteckt sich die Funktion des solaren Überschussladens. Das Ziel der Ladefunktion: Den Netzstrom zu minimieren und überschüssige Solarleistung der Photovoltaik-Anlage an das Fahrzeug abzugeben. Viele am Markt verfügbare Wallboxen versprechen diesen Betriebsmodus zu beherrschen. Über einen zusätzlichen Stromzähler am Netzanschluss registrieren die Wallboxen innerhalb von Millisekunden Änderungen der solaren Überschussleistung. Somit können sie dynamisch auf Schwankungen der Solarstromerzeugung und der Last reagieren. Einen systematischen Vergleich der Ladelösungen gab es bislang nur auf Basis von Datenblattvergleichen und Herstellerangaben. Mit der Wallbox-Inspektion 2025 stellten sich erstmals fünf Hersteller einem systematischen Praxistest.

Labormessergebnisse zeigen Unterschiede im Betriebsverhalten auf

Bereits im sogenannten Sprungantworttest zeigten sich deutliche Unterschiede. Hier nimmt die Überschussleistung im Labor 18 verschiedene Zustände an. Das Reaktionsverhalten der Wallboxen wird sowohl im ein- als auch dreiphasigen Betrieb getestet. Die Wallboxen zeigen Unterschiede in drei Punkten: In der Reaktionsgeschwindigkeit, in der Art der Annäherung an den Sollwert und in der Genauigkeit des Einstellwertes.

Die beiden schnellsten Geräte im Test, Amperfied connect.solar mit dem PowerMeter 63 und der Fronius Wattpilot Flex Home 22 C6 mit dem Smart Meter IP, regeln Änderungen im Mittel in rund 9,2 Sekunden aus. Unterschiede in der Einschwingzeit sind nur im Bereich von Hundertstelsekunden messbar. Was für den Wattpiloten von Fronius auf den ersten Blick plausibel erscheint, erfordert für die Amperfied connect.solar eine genauere Betrachtung. Während das System bei kleinen Leistungssprüngen oder einer Reduktion der Ladeleistung sehr schnell reagiert, erfolgt die Anpassung bei größeren Sprüngen bewusst langsamer und schrittweise. Dies muss kein Nachteil sein, da man verfügbare Solarenergie meist auch zu einem späteren Zeitpunkt nutzen kann – im Gegensatz zum Netzstrom, der sofort Kosten verursacht.

Trotz langsamerer Reaktion nimmt es die Systemkombination aus eCharger, Sunny Home Manager 2.0 und Energy Meter von SMA bei der stationären Regelabweichung sehr genau. Die Ladeleistung wird im Labortest im Mittel auf 16 Watt genau eingestellt.

Stand-by-Verbrauch der Wallbox relevant

Neben einer schnellen und präzisen Regelung bei Leistungen von bis zu 11 Kilowatt geraten die wenige Watt großen Stand-by-Verluste dabei fast in Vergessenheit. Allerdings befinden sich die Wallboxen mehr als 8000 Stunden im Jahr im sogenannten Bereitschaftsbetrieb. Die Stand-by-Leistung hat somit einen entscheidenden Einfluss auf die Gesamtperformance. Hier ist mit 3,2 Watt der Kostal Enector AC in Kombination mit dem Smart Energy Meter G2 die sparsamste Lösung. Im Vergleich zur Wallbox mit dem höchsten Stand-by-Verbrauch im Test ist die Leistungsaufnahme dreimal geringer. Das wirkt sich auf die jährlichen Stand-by-Verluste aus, die um 50 Kilowattstunden und somit fast 12 Euro geringer ausfallen.

Simulationsbasierte Systembewertung mit dem Wallbox-Performance-Index

Anhand der unterschiedlichen Prüfungen konnten die Forscher:innen der HTW Berlin ein sehr genaues Bild von der Wallbox entwerfen. Das entwickelte Simulationsmodell erlaubt eine Bewertung unter realitätsnahen Bedingungen ohne aufwendige Langzeitmessungen. Damit lassen sich sowohl saisonale Effekte über ein ganzes Jahr als auch das Zusammenspiel verschiedener Eigenschaften nachvollziehen. Die Simulation ist die Grundlage des neu an der HTW Berlin entwickelten Wallbox-Performance-Index. „Hierfür tritt der Prüfling virtuell gegen eine ideale, verlustfreie Wallbox mit einer 10-Kilowatt-Photovoltaikanlage an. Die ideale Wallbox spart im Referenzfall jährlich rund 470 Euro gegenüber einer Wallbox, die ausschließlich Strom aus dem Netz bezieht“, sagt Joseph Bergner, Doktorand an der HTW Berlin.

Klar: Die getesteten Systeme können nur einen Anteil der genannten Einsparungen erreichen. Testsieger ist die Wallbox Amperfied connect.solar mit 94,8 %, dicht gefolgt vom Fronius Wattpilot Flex Home 22 C6 mit 94,4 %. Den dritten Platz belegt der Enector AC von Kostal mit 92,7 %. Das Energiesystem von SMA erreicht einen Wallbox-Performance-Index von 87,5 %. Die prognosebasierte Optimierung der Energieflüsse erfolgt in einem Abstand von einer Minute – ohne Batteriesystem führt das zu deutlich höherem Netzbezug. Zwischen dem Spitzenreiter und der ausschließlich dreiphasig ladenden Wallbox auf Platz fünf der Bewertung mit 83,3 %, liegen 11 Prozentpunkte und damit eine Kostendifferenz von 54 Euro pro Jahr.

Der Bericht „Wallbox-Inspektion 2025“ ist unter diesem Link zu finden.

Quelle: HTW Berlin | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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