Bernd Porzelius: „Wir planen immer beide Optionen: physisch und digital“

Zu sehen ist Bernd Porzelius, Veraanstalter vom Solarthermie-Symposium 2021.Foto: Conexio
Bernd Porzelius: "Es menschelt und das ist gut so."
Lesen Sie vorab aus dem Solarthermie-Jahrbuch SOLARE WÄRME 2021 ein Interview mit Bernd Porzelius, Geschäftsführer der Conexio GmbH und PSE Conferences & Consulting GmbH, zu seinen Erfahrungen mit den neuen Online-Formaten und was er für dieses Jahr für die Solarthermie-Branche plant.

Die Corona-Pandemie hat 2020 dazu geführt, dass anstelle von Präsenz-Veranstaltungen digitale Formate angeboten werden. Die Kreativität war groß, die technische Umsetzung oftmals beeindruckend. Auch in diesem Jahr ist es fraglich, welche Messen und Konferenzen in altbekannter Form stattfinden können. Das Solarthermie-Symposium kann auch im Jahr 2021 nur online stattfinden.

Auf welche Veranstaltungen aus Ihrem Hause darf die Solarthermie-Branche sich freuen?

Bernd Porzelius: In diesem Jahr haben wir wieder das Symposium „Solarthermie und innovative Wärmesysteme“ vom 27. bis 30. April 2021 vorbereitet. Um allen Beteiligten Planungssicherheit zu bieten, haben wir vor kurzem beschlossen, es nur online stattfinden zu lassen. Mit unseren Partnern Harald Drück und der Solar Promotion planen wir überdies eine Konferenz zum Thema „Solare Energieerzeugung im Gebäude“. Der Termin wird voraussichtlich der 9. Juni sein. Das Thema Wärme wird natürlich auch wieder beim Forum Neue Energiewelt in Berlin eine Rolle spielen

Finden sie als Präsenz-Veranstaltungen statt oder nur online oder als Hybrid-Veranstaltungen?

Für unsere Veranstaltungen in 2021 haben wir das Label „Garantiert sicher“ eingeführt. Eine digitale Veranstaltung bedeutet mehr, als nur das Programm einer physischen Veranstaltung ins Digitale zu streamen. Um dieses positive Erlebnis einer digitalen Tagung zu garantieren, sind Anpassungen in der Dauer der Vorträge, der Sessions, der Darreichungsform und auch des Tagesvolumens nötig. Auch der Rahmen für Interaktionen zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern untereinander sowie mit den Vortragenden und Moderierenden erfordert ein anderes Konzept.

Aus diesem Grund planen wir bei allen unseren Veranstaltungen immer beide Optionen – die physische und digitale Tagung – von Anfang an. So können unsere Kunden sicher sein, dass die Veranstaltung trotz kurzfristiger Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie stattfindet und sie jeweils das bestmögliche Veranstaltungserlebnis mit einem professionell umgesetzten Veranstaltungsformat bekommen.

In der Praxis besprechen wir also mit allen Referierenden zwei Programm-Varianten und können so schnell vom Physischen ins Digitale switchen. Aber auch bei einer physischen Tagung bieten wir natürlich die Möglichkeit, Referentinnen und Referenten von außen einzubinden oder die gesamte Veranstaltung inklusive Workshops nach außen zu übertragen.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Ihren Online-Angeboten im vergangenen Jahr gemacht?

Insgesamt haben wir unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Die Akzeptanz war bei den wissenschaftlichen Tagungen im Schnitt höher als bei industriellen Tagungen. Die Teilnehmerzahlen sind aber bei allen Veranstaltungen gestiegen und wir konnten neue Zielgruppen erreichen, für die sich der Aufwand einer mehrtägigen Dienstreise nicht gelohnt hätte.

Herausfordernd bei den Online-Tagungen waren dabei vor allem zwei Punkte: Wie kann ich das Programm interaktiv und auch für Teilnehmer am Bildschirm so spannend gestalten, dass diese den ganzen Tag dabei bleiben? Und wie schaffen wir einen Raum, um das Networking attraktiv zu machen?

Gerade der zweite Punkt hat sich in den vergangenen Monaten deutlich verbessert. Dies liegt aus meiner Sicht an der steigenden Bereitschaft und Gewohnheit der Kunden, sich darauf einzulassen. Zusätzlich haben wir als Veranstalter viel Erfahrung sammeln können und aus der Masse an digitalen Veranstaltungen das Beste zusammenführen können. Auch die technischen Möglichkeiten wachsen quasi täglich.

Haben Sie schon Hygiene-Konzepte erarbeitet?

Wir erarbeiten für jede Veranstaltung und Örtlichkeit ein individuelles Hygienekonzept – in Zusammenarbeit mit dem Veranstaltungsort sowie den Behörden vor Ort. Wir haben hier sehr positive Erfahrungen im September 2020 gemacht, als wir sehr spontan das kleine Zeitfenster der niedrigen Fallzahlen nutzen konnten, um ein Netzwerktreffen der Branche in Berlin durchzuführen.

Die Veranstaltung war überwiegend als Open-Air-Veranstaltung geplant. Wir haben ein sehr striktes Hygienekonzept erstellt, vor Ort umgesetzt und überwacht. Die Erfahrungen und das sehr kooperative Verhalten aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer daraus haben uns gezeigt, dass auch in den Rahmenbedingungen der Pandemie ein verantwortungsvoller Umgang und eine Umsetzung von kleineren Veranstaltungen möglich sind. Wir waren gut 200 Personen auf einer großen Fläche mit mehreren Bühnen.

Welche Gründe sehen Sie dafür, dass Präsenz-Veranstaltungen auch trotz der guten neuen digitalen Formate wichtig bleiben?

Klar ist, dass sich das klassische Veranstaltungsformat überholt hat und dass sich neue Konzepte entwickeln. Die Informationsweitergabe funktioniert prima im digitalen Raum. Reine Schulungen und Informationsveranstaltungen werden aus meiner Sicht auch nach einer Pandemie vermehrt im digitalen Raum stattfinden. Auch die Dienstreisen für eintägige Workshops, Projektbesprechungen und Task-Force Meetings wird es Zukunft nur noch stark reduziert geben.

Dennoch gibt es einige Punkte, die man im Digitalen nur schwer oder eventuell gar nicht lösen kann. Zum einen sind das die Informationen unter der Hand, die man im privaten Raum austauscht. Die praktischen Tipps, die Insider-Informationen oder eben auch das „Plaudern aus dem Nähkästchen“ fallen online komplett weg. Es sind gerade diese Informationen, die unbezahlbar sind.

Zum anderen zeigt sich aber auch immer wieder, dass die menschlichen Beziehungen das finale Problem lösen können, die letzten Bedenken bei einer Entscheidung überwinden können oder die noch fehlende Argumentation zum Vertragsabschluss sind. Es menschelt und das ist gut so. Das wird sich nicht ändern – Vertrauen ist die Grundlage vieler Geschäfte, und Vertrauen können Sie leichter und tiefer im persönlichen Austausch aufbauen.

Mehr vom Solarthermie-Symposium 2021 finden Sie unter diesem Link.

Im Bild das Titelbild vom Solarthermie-Jahrbuch SOLARE WÄRME 2023.

Diesen Beitrag hat das Redaktionsteam des Solarthermie-Jahrbuchs verfasst. Sie können das Solarthermie-Jahrbuch 2023 unter diesem Link bestellen.

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