Hamburg: Mieterstrom durch solidarisches Pachtmodell

In Hamburg refinaziert eine Immobiliengesellschaft Photovoltaik für Mieterstrom durch ein Pachtmodell, bei dem Mieter und Vermieter sich die Einsparungen gegenüber dem Netzstrom teilen. Darüber berichtet die WDM Asset Service & Immobilien GmbH. Konkret habe die Gesellschaft auf dem Dach eines Rotklinker-Gebäudes im Stadtteil Ohlsdorf im Herbst 2024 Solaranlagen installiert, die den Strom direkt in Batteriespeicher im Keller leiten. Dabei werde der überschüssige Strom ins Netz eingespeist, wofür eine Einspeisevergütung fällig werde.
„Unsere Mieter sparen bares Geld, und wir als Vermieter steigern die Attraktivität unserer Immobilie“, sagt Christian Warsch, Geschäftsführer der WDM.
Das Modell funktioniere dabei wie folgt: Vermieter Warsch übernahm die Investitionskosten von rund 280.000 Euro. Im Gegenzug zahlen die Mieter eine „Dach-Pacht“, die sich an den erzielten Einsparungen orientiert – 50 Prozent der Ersparnis bleiben bei den Mietern, 50 Prozent gehen an den Vermieter.
Nach der Auswertung des 1. Quartals 2025 sparten die Mieter zwischen 44 und 59 Prozent ihrer Stromkosten ein, je nach gewähltem Stromtarif. Für eine 70-Quadratmeter-Wohnung bedeute das fast 290 Euro Ersparnis pro Jahr. Zudem entfielen die Allgemeinstromkosten, was etwa kostenloses Wäschewaschen ermöglicht.
„Wir haben die Vorteile von Balkonkraftwerken mit klassischen PV-Anlagen kombiniert“, sagt Holger Laudeley, Solar-Unternehmer und Mitinitiator. Die insgesamt 128 Solarmodule (je 440 Watt) auf dem Dach speisen über bestehende Schächte in 32 Batteriespeicher (4,3 kWh pro Wohnung) im Keller. Pro Wohnung gibt es also vier Solarmodule, von denen zwei nach Osten und zwei nach Westen aufgeständert ausgerichtet sind.”
Zusätzliche PV-Anlage für Einspeisevergütung
Eine zusätzliche PV-Anlage deckt den Allgemein- und Wärmestrom ab, die Dritte refinanziere das Projekt durch Einspeisevergütung. Die baulichen Eingriffe waren bei der Umsetzung des Pilotprojekts minimal. Erforderlich war lediglich der Tausch der Stromzähler gegen Zweirichtungszähler.
Das Ergebnis dieses modernen Mieterstrommodells: Im ersten Quartal 2025 sank der Netzbezug um 46,1 Prozent (-6.893 Kilowattstunden), pro Sonnenstunde wurden 19,7 Kilowattstunden eingespart. Die Hochrechnung für 2025 prognostiziert einen Netzbezug von nur 23.824 statt bisher 58.370 Kilowattstunden – eine Reduktion um 40,8 Prozent.
Noch hinken Mieterstromprojekte hinterher. Gerade einmal 9.000 solcher Projekte, die oft komplexe Messtechnik und große Umbauten erfordern, sind laut WDM registriert. Bürokratische Hürden und hohe Kosten schreckten Vermieter ab.
Das „Hamburger Modell“ umgeht diese Probleme. Es benötige weder komplexe Abrechnungen noch teure Umbauten und sei rechtssicher, auch angesichts eines EuGH-Urteils vom 28. November 2024 zur sogenannten Kundenanlage, das klassische Mieterstrommodelle gefährde.
„Das ‚Hamburger Modell‘ ist eine Blaupause für Hamburg und darüber hinaus“, so Laudeley. „Hunderttausende Gebäude könnten so ausgestattet werden.“ Warsch plant bereits, weitere seiner fünf Mehrfamilienhäuser in Ohlsdorf umzurüsten.
„Unsere Mieter sind begeistert, Teil der Energiewende zu sein“, sagt Warsch, der durch konsistente Kommunikation seines Vorhabens keine Akzeptanz-Probleme sieht. Alle 32 Mietparteien sind dabei – von der Rentnerin bis zur Großfamilie. Und das ganz ohne Mitmach-Pflicht, wie sie die Wohnungswirtschaft für vergleichbare Projekte fordert.
Quelle: WDM / Laudely | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH